Newsweek fusioniert mit Website The Daily Beast

Die Internet-Publikation The Daily Beast ist eine Mischung aus Nachrichten- und Meinungssite sowie News-Aggregator, die unter dem Motto "Read this, skip that" operiert.

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Von
  • dpa

The Daily Beast soll die Rettung für Newsweek bringen

Das schwer angeschlagene US-Magazin Newsweek soll durch die Fusion mit einer Website eine neue Chance bekommen. Die traditionsreiche Zeitschrift wird nach 77 Jahren mit der Internet-Publikation The Daily Beast zusammengelegt, einer Mischung aus Nachrichten- und Meinungssite sowie News-Aggregator, die unter dem Motto "Read this, skip that" operiert. Daily Beast- Chefin Tina Brown wird auch Newsweek-Chefredakteurin. Die 56-Jährige kennt sich gut in der Print-Branche aus: Sie war bereits Chefredakteurin von Magazinen wie Tatler, Vanity Fair und The New Yorker.

Newsweek steckt tief in Problemen. Das Blatt wurde schwer von der Werbeflaute in der Wirtschaftskrise erwischt – und die Anzeigen blieben auch weg, als es mit der Konjunktur wieder aufwärts ging. Als auch die Auflage kontinuierlich sank, zog der bisherige Eigentümer Washington Post die Reißleine. Im August wurde Newsweek verkauft – an den 92 Jahre alten Unterhaltungselektronik-Unternehmer Sidney Harman, dem Vernehmen nach zum symbolischen Preis von 1 Dollar.

Während zahlreiche Journalisten von Newsweek zu anderen Medien wechselten, suchte Harman vergeblich nach einem Chefredakteur. Der HiFi-Pionier, der in den 50er-Jahren die Marke Harman/Kardon mit aus der Taufe hob, hätte zwar genug Geld, um Newsweek durchzufüttern – das Magazin Forbes schätzt sein Vermögen auf 500 Millionen Dollar. Allerdings war er noch nie im Medien-Geschäft aktiv.

Die Gespräche mit dem Daily Beast-Eigentümer Barry Diller (der Eigentümer von IAC hat gerade das Aus für ask.com als Suchmaschine beschlossen), liefen schon länger. Mitte Oktober waren sie schon einmal für gescheitert erklärt worden, angesichts redaktioneller Differenzen, wie es damals hieß. Nun haben sich Harman und Diller doch noch zusammengerauft und werden die neue Newsweek Daily Beast Company je zur Hälfte kontrollieren.

Tina Brown bot sich als Chefredakteurin an, denn sie hat einen Ruf dafür, totgeglaubte Magazine zum Leben zu erwecken. Ende der 70er-Jahre im Alter von nur 25 Jahren machte sie es an der kleinen Zeitschrift Tatler vor. In den 80er-Jahren konnte sie dann das dahinsiechende US-Magazin Vanity Fair wiederbeleben. Zu ihrem Erfolgsrezept gehörten Fotos berühmter Menschen von berühmten Fotografen und provokante Artikel. Ab 1992 krempelte sie den angesehen New Yorker um und handelte sich dort von einer ausscheidenden Redakteurin den wenig schmeichelhaften Titel "Stalin in Stöckelschuhen" ein. Als ihr nächstes Projekt, Talk Magazine, 2002 in der Anzeigenkrise nach den Terroranschlägen von September 2001 eingestellt wurde, versuchte sich Brown als Buchverlegerin und Fernsehjournalistin. 2008 tat sie sich mit Diller zusammen, um Daily Beast zu gründen. (jk)