Infineon-Chef muss am Dienstag Farbe bekennen
Gut zwei Monate nach seinem Amtsantritt muss der neue Infineon-Chef Wolfgang Ziebart in der kommenden Woche erstmals öffentlich Farbe bekennen.
Gut zwei Monate nach seinem Amtsantritt muss der neue Infineon-Chef Wolfgang Ziebart erstmals öffentlich Farbe bekennen. Auf der Bilanz-Pressekonferenz am kommenden Dienstag wird der frühere Vize des Reifenherstellers Conti nicht nur die Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr vorlegen. Wichtiger für Mitarbeiter und Anleger ist, wie der neue Vorstandsvorsitzende die offenen strategischen Fragen lösen will, die ihm Vorgänger Ulrich Schumacher hinterlassen hat. Zumindest die Stimmung im Unternehmen hat sich in den vergangenen beiden Monaten unter der neuen Führung bereits gebessert.
Selbst die IG Metall, die sich mit Schumacher jahrelang Gefechte lieferte, steht dem neuen Vorstandschef aufgeschlossen gegenüber. "Fachlich ist Ziebart höchst kompetent und er ist ein Team Player", sagte Aufsichtsrat Dieter Scheitor in einer erste Bilanz. Allerdings bleibt die Gewerkschaft wachsam. Ziebart habe bei sozialen Themen bei Continental "recht raubeinig" agiert. Es sei klar, dass der Neue bei Infineon die Profitabilität nachhaltig steigern wolle. Die Arbeitnehmer hoffen aber, dass Ziebart dabei offen für sozialverträgliche Alternativen ist und anders als Schumacher nicht auf einen weiteren Stellenabbau und die Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland setzt.
Nach Milliardenverlusten in den vergangenen Jahren verdient Infineon momentan zu wenig Geld. "Das Unternehmen hat noch nicht die Gewinne gemacht, die man in einem Branchenaufschwung erwartet", sagte zum Beispiel Merck-Finck-Analyst Theo Kitz. Für das vierte Quartal 2003/04 rechnen Analysten mit einem Gewinn vor Steuern und Zinsen von 223 Millionen Euro. Im Vorjahreszeitraum waren es 67 Millionen Euro, im Vorquartal wegen hoher Rückstellungen für einen Kartellstreit in den USA nur 2 Millionen Euro. Der Umsatz dürfte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 1,76 auf 1,98 Milliarden Euro gestiegen sein. Nach Einschätzung einiger Analysten könnte der nächste Branchenabschwung aber schon vor der Tür stehen.
Während sich die Blicke schon auf das neue Geschäftsjahr richten, ist die Vergangenheit bei Infineon noch nicht aufgearbeitet. Die Hintergründe der Trennung von Schumacher sind immer noch unklar und der Konzern hat sich mit ihm noch nicht über eine Abfindung geeinigt. "Verdient hätte Schumacher eine hohe Abfindung mit Sicherheit nicht", sagt Aufsichtsrat Scheitor. Die Regelung der Angelegenheit sei aber Aufgabe des Aufsichtsratsvorsitzenden Max Dietrich Kley und des Präsidialausschusses. (Axel Höpner, dpa) / (dwi)