JCP akzeptiert unter Protest Oracles Pläne für Java 7 und Java 8

Oracles Pläne zur Weiterentwicklung von Java 7 und Java 8 gehen auf: Die in den JCP eingebrachten Vorschläge wurden mehrheitlich angenommen. Allerdings musste der Konzern die geballte Kritik vieler Mitglieder für seine Lizenzierungspolitik einstecken.

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Von
  • Alexander Neumann

Oracles Mitte November in den Java Community Process (JCP) eingebrachte Vorschläge zu den wichtigsten Techniken, die im Kontext von Java 7 und Java 8 entwickelt werden sollen, sind durch die zuständigen Gremien abgesegnet worden. Drei der insgesamt 15 an der Abstimmung beteiligte Parteien haben gegen den Vorschläge zur Java SE 7 und zur Java SE 8 gestimmt, darunter der unabhängige Java-Entwickler Tim Peierls und – wie nicht anders zu erwarten – die Apache Software Foundation (ASF). Auch der sich mit Oracle in Patentstreitigkeiten befindende Google-Konzern stimmte gegen Oracles Pläne.

Alle drei gaben an, gegen den Vorschlag aufgrund von Oracles Umgang mit der Lizenzierung des Test Compatibility Kits (TCK) für Java gestimmt zu haben. Die Open-Source-Organisation Apache kritisiert schon länger Oracle und zuvor Sun, die TCKs nur eingeschränkt zur Verfügung zu stellen und damit gegen die Prinzipien von Open Source und freier Software zu verstoßen, obgleich Java seit mehreren Jahren als Open Source zur Verfügung steht. Davon betroffen ist das unter dem Apache-Dach entwickelt Projekt Harmony, das eine Java-Implementierung auf Open-Source-Basis darstellt, allerdings durch die fehlenden Tests nicht die Java-Zertifizierungen erhalten kann.

Erst kürzlich hatte die Apache Foundation die anderen Mitglieder des JCP Executive Committee dazu aufgefordert, gegen Oracles Vorschlag zu den nächsten Java-Versionen zu stimmen und damit gedroht, aus dem JCP auszusteigen, sollte Oracle nicht sein Gebaren ändern. Ob die Open-Source-Organisation nun Konsequenzen aus der Abstimmung zieht, ist bislang offen. In Googles Kommentar heißt es, dass man sich ursprünglich nicht gegen Oracles Pläne wenden wollte, um einer Zukunft der Programmiersprache nicht im Wege zu stehen. Für die Ablehnung habe schließlich Oracles Ankündigung gesorgt, die Entwicklung von Java gemäß den eigenen Plänen zu verfolgen, sollten die Pläne nicht die Zustimmung des JCP finden.

Obgleich die große Mehrheit der abstimmenden Parteien sich zugunsten Oracles Vorschlag ausgesprochen hat, machen etliche klar, dass ihre Zustimmung allein auf technischen Gründen beruhe. SAP, IBM, Red Hat und Credit Suisse beispielsweise kritisieren mit unterschiedlichen Begründungen in ihrem jeweiligen Kommentar ebenfalls Oracles Umgang mit den TCK-Lizenzen. Big Blue hatte sich Anfang Oktober aus der Entwicklung für Harmony zurückgezogen, als klar wurde, dass Oracle dem Open-Source-Projekt auch weiterhin das TCK nicht zur Verfügung stellen werde. Stattdessen gab IBM bekannt, fortan gemeinsam mit Oracle am OpenJDK arbeiten zu wollen.

Die Eclipse Foundation stößt ins Horn der Kritiker und behält sich in ihrer Äußerung vor, bei späteren Abstimmungen eine andere Position einzunehmen. Werner Keil, der zweite unabhängige Java-Entwickler des Gremiums, schlägt einen anderen Ton an. Er hat zwar für Oracles Pläne gestimmt, ist aber insgesamt über die wenigen Neuerungen der Java SE 7 enttäuscht. Andere Beteiligte wie Ericsson, Fujitsu, HP, Intel und VMware gaben keinen Kommentar zu ihrer Wahl ab.

Bei den beiden anderen Java Specification Requests (JSRs) – "Small Enhancements for the Java Programming Language" und " Lambda Expressions for the Java Programming Language" –, die im Kontext von Java 7 und Java 8 entwickelt werden, stimmte nur die Apache Software Foundation gegen den Vorschlag – aus dem bekannten Grund. (ane)