Freenet: P2P-Netz mit sozialer Komponente

Das anonyme Peer-to-Peer-Netzwerk Freenet implementiert in Version 0.7 Social-Networking-Funktionen, die den Datenaustausch zwischen sich vertrauenden Teilnehmern beschleunigen und so genannte "Darknets" ermöglichen sollen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 181 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Volker Zota

Ähnlich wie das jüngst vorgestellte Universitätsprojekt Tribler implementiert das anonyme und zensurresistente Peer-to-Peer-Netzwerk Freenet Social-Networking-Funktionen.

Bereits Ende 2005 gab Freenet-Erfinder Ian Clarke auf dem 22. Chaos Communication Congress (22C3) einen Ausblick auf die nun veröffentlichte, komplett neu programmierte Alpha-Version von Freenet 0.7. Durch den Austausch von Kontakten zwischen Personen, die einander vertrauen, können Nutzer, die Freenet-Knoten betreiben, mit der neuen Version separate Zirkel von vertrauenswürdigen Freunden aufbauen, "Darknet" genannt. Dabei obliegt es dem Nutzer, selbst zu entscheiden, wem er vertraut und wem nicht, betonte Clarke.

Innerhalb dieses "sozialen" Netzes sollen die Daten schneller fließen. Das liegt nicht zuletzt an einem neuen Routing-Algorithmus, der auf dem Small-World-Phänomen fußt. Zudem läuft der Datenverkehr in Freenet 0.7 nicht mehr über TCP, sondern UDP, was ebenfalls dem Datendurchsatz zugute kommt. Außerdem soll Freenet auch durch Firewalls hindurch problemlos arbeiten. Das API wurde im Zuge der Entwicklung vereinfacht, sodass sich Freenet leicht in Applikationen von Drittanbietern integrieren lassen soll.

Freenet 0.7 steht als Java-Webinstaller für Windows, Mac OS X und Linux/Unix zum Download bereit. Die Entwickler verweisen darauf, dass sich die Version noch in einem sehr frühen Entwicklungsstadium befindet ("... is very alpha ..."). Momentan existieren zwei separate "Freenet 0.7"-Netze: Neben dem tatsächlichen "darknet" gibt es ein "testnet", das keinerlei Anonymität bietet und den Entwicklern Zugriff auf die Log-Dateien der Nodes erlaubt.

Version 0.7 stellt einen tiefen Einschnitt in das Freenet-Konzept dar. Das ursprünglich von Clarke als anonym und zensurresistent ausgelegte Netzwerk zweigte bisher einen Festplattenbereich für sich ab, der als Daten-Cache für Freenet diente. Welche Daten dort zwischengespeichert wurden, wusste auch der Anwender selbst nicht. So war es durchaus möglich, dass urheberrechtlich und gar strafrechtlich relevantes Material über den eigenen Freenet-Node geroutet wurde, ohne dass man etwas davon wusste. Innerhalb der Darknets ist zwar auch bei Freenet 0.7 keine Zensur möglich, dennoch lässt sich durch das gezielte Ausschließen von Nodes sehr wohl Meinungsbildung betreiben. (vza)