VGA-Buchse zum Aussterben verurteilt

AMD und Intel haben gemeinsam mit weiteren Unternehmen einen Fünfjahresplan ausgeheckt, der analoge Monitoranschlüsse abschaffen soll.

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ATX-Blende eines Mainboards mit HDMI-, DisplayPort-, VGA- und DVI-D-Buchsen

Spätestens ab dem Jahr 2015 sollen neue Desktop-PCs und Notebooks keine VGA- oder DVI-I-Ports mehr besitzen, sondern nur noch DisplayPort-(DP-) oder HDMI-Ausgänge. Grafikprozessoren und in Chipsätze und Prozessoren integrierte GPUs sollen dann außer analogen auch keine LVDS-Schnittstellen mehr enthalten – Letztere werden heute noch in den meisten Notebooks zur Anbindung der internen Display-Panels genutzt. Hier soll künftig der Embedded DisplayPort (eDP) zum Einsatz kommen.

Den Plan zur Abschaffung von VGA und LVDS verfolgen AMD, Intel, Dell, Lenovo sowie die Display-Sparten von LG und Samsung gemeinsam und haben ihn auch öffentlich verkündet. AMD will ab 2013 "die meisten Produkte" ohne LVDS ausliefern und dann auch mit der VGA-Abschaffung beginnen, die 2015 vollendet sein soll. Einen ähnlichen Zeitplan verfolgt Intel. Die Kooperationspartner – es fällt auf, dass mit Nvidia der dritte große GPU-Hersteller fehlt – nennen als Vorteile von DP und HDMI im Vergleich zu VGA und LVDS bessere Signalqualität, höhere mögliche Farbtiefe, die gleichzeitig mögliche Übertragung von Tonsignalen sowie Rückkanäle. Allerdings ist über DP und HDMI auch der Kopierschutz HDCP möglich, während VGA nur das zahnlose Macrovision-Kopierschutzsignal überträgt.

Die VGA-Abschaffung bei Desktop-PCs und Notebooks dürfte Privatleuten nur selten Kummer bereiten und auch bei Desktop-Rechnern in Büros noch leicht zu bewältigen sein. Doch die in Konferenzräumen eingebaute Verkabelung für Beamer ist oft noch rein analog, sodass für Präsentationen genutzte Business-Notebooks bisher kaum ohne VGA auskommen – doch das lässt sich notfalls per USB-Grafikadapter nachrüsten. Doch auch in Embedded Systems, Industrie-PCs und Servern überleben alte Schnittstellen besonders lange, weil Änderungen der vorhandenen Infrastruktur – Spezial-Displays, KVM-Switches, Fernwartungsgeräte, Steuerungswarten – sehr teuer oder zeitaufwendig sind.

Ein wenig pikant ist, dass sich ausgerechnet Intel für die VGA-Abschaffung stark macht: Bei den Netbook-Prozessoren aus der Atom-Baureihe blockiert Intel zurzeit absichtlich digitale Display-Schnittstellen, um HDMI als Kaufargument für teurere Geräte zu schützen. Die in großen Stückzahlen verkauften Atom-Netbooks ohne HDMI-, DVI- oder DP-Buchsen dürften das Überleben der analogen VGA-Schnittstelle erheblich verlängern. Zudem sind noch immer zahlreiche Kampfpreis-Monitore auf dem Markt, die sich ausschließlich analog ansteuern lassen. Auch Kooperationspartner Lenovo hat noch ein Herz für VGA: Das Multitouch-Display des All-in-One-PC ThinkCentre M90z ist analog angebunden. (ciw)