Corel soll sich freischwimmen

Das kanadische Softwarehaus hinter den Produkten CorelDraw und WordPerfect Office will durch den Verkauf bestehender und neuer Aktien Kapital beschaffen.

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Von
  • Hans-Peter Schüler

Das kanadische Softwarehaus hinter den Produkten CorelDraw und WordPerfect Office will durch den Verkauf bestehender und neuer Aktien Kapital beschaffen. Das Unternehmen befindet sich seit 2003 zu 98 Prozent im Besitz der Investitionsfirma Vector Capital. Nach einem lang andauernden Niedergang konnte es 2004 und 2005 erstmals wieder operative Gewinne erwirtschaften, die allerdings 2005 nicht ausreichten, um Abschreibungen, Zinszahlungen und Steuern zu decken.

Um Kreditlasten in Höhe von 145 Millionen US-Dollar zu tilgen, will Corel nun acht Millionen Aktien zum Ausgabepreis von 18 bis 20 US-Dollar an der kanadischen Börse und der US-Technologiebörse NASDAQ platzieren. Fünf Millionen dieser Anteile will man neu drucken, der Rest soll aus den Beständen von Vector Capital kommen, das seinen Corel-Anteil bei Erfolg dieses Plans auf etwa 66 Prozent reduzieren würde. In diesem Fall betrüge die Marktkapitalisierung von Corel – der summierte Kurswert all seiner Aktien – 465 Millionen Dollar; in Relation zum operativen Gewinn von 39,5 Millionen Dollar aus 2005 entspräche das einem Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) von annähernd 12.

Zum Vergleich: Konkurrent Microsoft rangiert aktuell bei einem KGV von 17, Adobe bei 32. Corel bewertet sich also mit seinen eigenen Kurserwartungen deutlich weniger hoch als diese Mitbewerber – wenig erstaunlich angesichts eines Produktportfolios aus altbekannten, unspektakulär verfeinerten Grafik- und Office-Anwendungen, die keine sprunghaften Umsatzzuwächse erwarten lassen. Vector Capital könnte mit dem Corel-Börsengang immerhin 60 Millionen Dollar Kasse machen. Kein schlechter Schnitt, nachdem der Geldgeber den gesamten Betrieb zu einem Wert von rund 100 Millionen US-Dollar erstanden hatte und Microsoft bei der Übergabe von Corel-Vorzugsaktien an Vector Capital etwa denselben Betrag als Verlust verbuchen musste. (hps)