Kritik am 100-Dollar-Laptop lässt Negroponte kalt

Der Leiter des Projekts "One Laptop per Child" kündigte auf der LinuxWorld-Konferenz in Boston aber Änderungen am Originalentwurf an. Unter anderem soll die Handkurbel zur Akku-Aufladung wegfallen.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

"Weniger ist manchmal mehr" – unter diesem Motto hat der Gründer und langjährige Leiter des Media Lab am Massachusetts Institute of Technology (MIT), Nicholas Negroponte, erneut eine Lanze für sein Projekt "One Laptop per Child" (OLPC) gebrochen. Ziel der gleichnamigen Stiftung ist die Entwicklung eines portablen Computers mit WLAN-Funktion für maximal 100 US-Dollar, der in großen Mengen hergestellt und an Schulkinder in unterentwickelten Ländern verteilt werden soll.

Auf der gegenwärtig in Boston stattfindenden LinuxWorld-Konferenz wehrte sich Negroponte gegen Kritiker aus der IT-Industrie, die das Gerät wegen seiner einfachen Hardware-Ausstattung (500-MHz-Prozessor, 128 MByte Arbeitsspeicher, 500 MByte Flash-Speicher statt Festplatte, Dual-Mode-LC-Display mit XGA-Auflösung) zuletzt als zu schwachbrüstig nach heutigen Standards bezeichnet hatten. Vergessen werde dabei, dass es sich hierbei "nicht um ein Laptop-Projekt, sondern um ein Bildungsprojekt handelt", verdeutlichte Negroponte.

Der Bruder des US-Nachrichtendienst-Chefs John Negroponte kündigte in Boston einige Änderungen gegenüber dem Originalentwurf an. So soll unter anderem die zunächst für die Akku-Aufladung geplante Handkurbel am Notebook wegfallen. Die auftretenden mechanischen Kräfte seien auf Dauer zu groß und könnten das Gerät beschädigen. Damit der Einsatz auch in abgelegenen Gebieten ohne Stromnetz gewährleistet werden kann, arbeiten Techniker und Designer derzeit an einer Fußpedal-Lösung zur Stromerzeugung.

Zwischen fünf und zehn Millionen Geräte, an deren Produktion namhafte Firmen wie AMD (Prozessortechnik), Red Hat (Linux-Betriebssystem) oder auch Quanta (Fertigung) beteiligt sind, sollen bereits im kommenden Jahr an Regierungsbehörden in China, Indien, Ägypten, Brasilien, Thailand, Nigeria und Argentinien sowie nationale und internationale Sponsoren ausgeliefert werden, die sie dann an die Schulen weiterreichen. Der Preis von 100 US-Dollar je Gerät dürfte allerdings frühestens im Jahr 2008 realisierbar sein. Zunächst rechnet Negroponte mit Pro-Stück-Kosten in Höhe von 135 US-Dollar. Bis 2010 soll der Preis allerdings bis auf unter 50 US-Dollar gedrückt werden. (pmz)