Angst vor der Horrorlampe [Update]
Ich vermisse die gute, alte GlĂĽhbirne. Bei der hatte man noch nicht das Problem, dass sie im Flugverkehr zum Gefahrgut wird.
Ich vermisse die gute, alte GlĂĽhbirne. Bei der hatte man noch nicht das Problem, dass sie im Flugverkehr zum Gefahrgut wird.
Auf die Gefahr hin, dass ich mit diesem Beitrag heftige Diskussionen auslöse und/oder möglicherweise unwissenschaftlich klinge: Ich habe mich entschlossen, Energiesparbirnen künftig zu meiden. Die Dinger sind mir einfach zu gefährlich.
Sie wollen Beweise? Nun, als ich neulich im Flieger in Richtung Ferienwohnung unterwegs war, nahm ich auch eine schicke Lampe mit (wenn Sie's genau wissen wollen: eine Artemide Nesso in Weiß, à la Roger Sterling), die dort auf meinem Schreibtisch platziert werden sollte. Neben der Lampe hatte ich mir passend dazu für einen irren Geldbetrag – es müssen 50 oder mehr Euro gewesen sein – einen Satz High-Tech-Energiesparbirnen eines großen deutschen Herstellers zugelegt, Die mit besten Empfehlungen eines Berliner Lampenladens (nein, nicht dieser) kamen. Vier schöne, matte Exemplare ließ ich mir aufschwatzen, die im Schirm meiner Nesso keine unschönen Schatten warfen und sehr ordentlich schienen.
Als wir dann schließlich in der Ferienwohnung ankamen – dank total unvorhersehbarem Schnee im Winter hatte sich die Reise natürlich verzögert – erlebte ich eine böse Überraschung. Die Sicherheitsabteilung der Gepäckabwicklung hatte in Berlin offenbar aufgrund der merkwürdigen Lampe im Koffer zu einem größeren Wühlangriff auf dessen Inhalte geblasen. Zunächst sah alles danach aus, als hätte die Nesso samt anderem technischen Schnickschnack – man muss ja heute wirklich viele Kabel mit sich herumschleppen – die Prüfung überlebt. Doch dann fand ich schließlich einen weißen Zettel mit Durchschlag vor, der mir meine Laune sofort wieder verdarb: Man habe meine Energiesparlampen "aus Sicherheitsgründen" entfernt und entsorgt.
Meine Versuche, bei der Airline nachzuhören, was dieser Schwachfug – schließlich sind solche Birnen in bestimmten Einsatzgebieten mittlerweile Pflicht – sollte, scheiterten zunächst an Hotline-Überlastung (Schnee!). Also begab ich mich ins Internet und stieß in einem Vielfliegerforum auf Gleichgesinnte, denen es auf innerdeutschen Flügen wie internationalen Verbindungen ähnlich gegangen war. Merkwürdigerweise sind die entnommenen Lampen laut IATA-Vorschrift eigentlich erlaubt, da scheint also irgendeine andere haarsträubende Regelung zu greifen.
Die BegrĂĽndung fĂĽr das Verbot kann eigentlich nur am potenziellen Austreten von Quecksilber liegen. GroĂź ist die Wahrscheinlichkeit zwar nicht, aber irgendwie haben die Fluggesellschaften hier wohl mehr Bammel als ihn Menschen beim Betrieb der Lampen haben sollten. Oder sind die Birnen in einer Art und Weise als Terrorwerkzeug geeignet, von der die Menschheit noch nichts weiĂź?
Egal, meine eigene Strategie habe ich bereits entwickelt: Mir kommen die Teile bis auf weiteres nicht mehr ins Haus. Es mag eine Überreaktion sein, aber mir hat die technische Gestaltung der Teile sowieso noch nie gefallen – und das schwere Entsorgungsproblem, das die Birnen darstellen, schon gar nicht. Den kleinen Ärger, dass ich am Standort der Ferienwohnung nirgendwo die zum Glück noch etwas länger erlaubten Halogen-Birnen in passender Variante fand, umging ich mittels LED. Die machen aus meiner einst schön hellen Artemide zwar nur noch ein Kunstobjekt, das sich zur Beleuchtung nicht recht eignet. Aber immerhin kann ich sie im Flieger mitnehmen. Ist doch auch schon mal was.
[Update:] Christoph Seidel, Pressesprecher des Osram-Konkurrenten Megaman, schreibt in den Kommentaren, die IATA-Regelung, laut der Energiesparlampen in Verkaufsverpackung (wieder) an Bord erlaubt sind, sei erst zum 1. Januar 2011 in Kraft getreten.
Die Richtlinie soll aber bereits im Dezember herausgekommen sein – und hätte mit einem besseren Informationsfluss meine Leuchten vermutlich gerettet. Die Berliner Flughäfen scheinen es aber sowieso besonders heftig auf die Killerbirnen (SCNR) abgesehen zu haben: Laut Seidel soll die dortige Gepäckkontrolle 2009 die erste und lange Zeit einzige gewesen sein, die wegen des Quecksilbergehalts Probleme sah und Lampen konfiszierte. (bsc)