O2 wächst und dämpft die Erwartungen
O2 wächst weiter, aber immer noch langsamer als Konkurrent E-Plus. Neue Tarife sollen jetzt für mehr Schwung sorgen.
Der Mobilfunkanbieter O2 hat seine Umsatzerwartungen für das laufende Jahr angesichts des scharfen Wettbewerbs etwas gedämpft. Das Geschäft sei härter geworden, sagte O2-Chef Rudolf Gröger am heutigen Montag in München gegenüber dpa. Das Umsatzwachstum im Mobilfunkgeschäft werde sich voraussichtlich im hohen einstelligen prozentualen Bereich bewegen und damit etwas niedriger als geplant. In der Unternehmensprosa liest sich das noch ein bisschen anders: Vom weiteren Ausbau der Marktposition ist in der offiziellen Mitteilung der Münchner die Rede.
In den acht Monaten seit der Übernahme durch den spanischen Telefonica-Konzern im Februar steigerte O2 den Mobilfunkumsatz um acht Prozent auf gut zwei Milliarden Euro. "Der hohe Marktanteil am Serviceumsatz zeigt, dass wir unsere Position als Nummer drei im deutschen Mobilfunkmarkt weiter ausbauen konnten", freut sich O2-Chef Rudolf Gröger. Nach Grögers Rechnung ergibt der reine Mobilfunkumsatz den dritten Platz unter den Netzbetreibern. Die Höhe des gesamten Umsatzes, in den auch die Einnahmen aus Handys und Zubehör einfließen, nennt O2 nicht.
Nimmt man die Kundenzahlen als Indikator, ist O2 aber immer noch der Kleine der vier Netzbetreibern. Zwar haben auch die Münchner inzwischen über zehn Millionen Kunden (Ende September waren es 10,6 Millionen), doch wachsen sie langsamer als der aggressive Konkurrent E-Plus. Die Düsseldorfer sorgen mit ihren Billig- und Pauschalmarken seit Monaten für Unruhe auf dem Markt. Sie konnten im vergangenen Quartal 363.000 neue Veträge abschließen und zählen nun 12,22 Millionen Kunden. Im gleichen Zeitraum konnte O2 nur 294.000 neue Kunden gewinnen. Immerhin konnte O2 den eigenen Marktanteil um rund 8 Prozent auf 12,8 ausbauen. Auch die Telefonica-Tochter profitiert dabei vom Discounter-Trend und dem Joint Venture mit Tchibo.
Für weiteres Wachstum sollen nun neue Tarife der Genion-Familie sorgen, die komplett renoviert werden. Insgesamt schlägt auch hier der von den Discountern vorgegebene Trend zur Einfachheit durch. O2 schneidet damit ein paar alte und überfällige Zöpfe ab. Unterschiedliche Tarifzeiten entfallen, Gespräche in andere Mobilfunknetze kosten immer 19 Cent – bisher waren dafür bis zu 69 Cent fällig. Die teure Handysubvention gibt es bei O2 zwar weiterhin, aber nur gegen einen spürbaren Aufpreis: 10 Euro schlägt O2 auf den monatlichen Grundpreis drauf, wenn ein günstiges Handy dabei sein soll.
Ohne die Handysubvention kennt der Einsteigertarif Genion S weder Grundgebühr noch Mindestvertragslaufzeit. Fällig werden nur die Genion-Tarife: 3 Cent aus der Homzone ins Festnetz, 19 Cent von unterwegs sowie ins Netz von 02 und andere Mobilfunknetze. Bei Genion M berechnet O2 monatlich 10 Euro, damit sind Gespräche ins Festnetz und O2-Netz aus der Homezone pauschal abgegolten, für Gespräche unterwegs berechnet der Netzbetreiber durchweg 19 Cent. Der mit 25 Euro monatlich teuerste Tarif Genion L beinhaltet auch sämtliche mobilen Gesprächen ins Fest- und O2-Netz. Hier fallen zusätzlich nur die Kosten für Gespräche in andere Mobilfunknetze an, die aus der Homezone und unterwegs 19 Cent pro Minute kosten.
O2 folgt hier der Angewohnheit der Branche, einen Pauschaltarif für das eigene und das Festnetz als "deutschlandweite Flatrate" oder "Handy-Flatrate" zu deklarieren. Dabei tun die Netzbetreiber alle so, als gäbe es außer ihnen keine anderen auf dem Markt. Eine Handyflatrate, die wirklich alle Gespräche auch in andere Mobilfunknetze abdeckt, lässt noch auf sich warten. Vielleicht gibt es ja was zu Weihnachten. (vbr)