Bei Infineon kämpft jeder gegen jeden

Nun kommen in der Affäre bei Infineon auch alte Vorwürfe wieder ans Tageslicht.

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Von
  • Axel Höpner
  • dpa

In der Affäre bei Infineon kämpft derzeit jeder gegen jeden. Dabei rückt ins Visier gezielter Indiskretionen vor allem Ex-Vorstandschef Ulrich Schumacher, der nach derzeitigem Stand nichts mit dem Schmiergeldskandal um den zurückgetretenen Vorstand Andreas von Zitzewitz zu tun hat. Ein Aufsichtsratsmitglied kochte am Freitag in der Süddeutschen Zeitung alte Spekulationen um den Neubau der Firmenzentrale neu auf. Die Honorare für ein Architekturbüro, das Ex-Konzern-Chef Schumacher nahe stand, seien ungewöhnlich hoch ausgefallen, hieß es.

Infineon-Aufsichtsratschef Max Dietrich Kley hatte am Vortag die Attacken gegen Schumacher eingeleitet. Er sagte in einem Interview unter anderem, er habe schon länger an Schumacher gezweifelt, weil dieser Schlafstörungen gehabt habe. Aus Schumachers Umfeld hieß es dazu: "Da wird jemand abgestraft, der versucht hat, den Sachverhalt aufzuklären." Schumacher hatte einen Tag vor seinem Rausschmiss im Frühjahr 2004 Kley über die Korruptionsvorwürfe gegen Zitzewitz informiert. Kley steht derzeit im Kreuzfeuer der Kritik, weil er die Beschuldigungen zwar intern überprüfen ließ, aber nicht die Behörden informierte.

In der Affäre werden nun viele alte Rechnungen beglichen. Schumacher werde von Vorwürfen um den Bau der neuen Firmenzentrale "Campeon" belastet, schrieb die Süddeutsche Zeitung. Er habe dem anonymen Aufsichtsratsmitglied zufolge das Architektenbüro TEC PMC beauftragen lassen, das von den Söhnen eines alten Schumacher-Förderers betrieben werde. Dabei hätten die Architekten die Grenzen beim Honorar sehr großzügig ausgenützt. "Die Honorare haben sich am absoluten Limit bewegt." Dies hatte allerdings bereits das manager magazin vor gut einem Jahr berichtet. Der Vertrag mit dem Architekturbüro ist schon seit längerer Zeit gekündigt. Bei Infineon verweist man zudem darauf, dass das Unternehmen die Zentrale, die im kommenden Jahr bezogen werden soll, nicht selber baut, sondern nur Mieter sein wird.

Im Umfeld Schumachers wird betont, dass Finanzvorstand Peter Fischl sämtliche Campeon-Verträge unterschrieben habe. Zudem wollten Kley und andere offenbar nur von eigenen Versäumnissen ablenken. Schumacher werde sich zwar an die Verschwiegenheits-Vereinbarungen halten, er werde seine Persönlichkeitsrechte aber zu wahren wissen. "Er hat kein Geld genommen, er ist nicht Beschuldigter."

Der Infineon-Aufsichtsrat will in der kommenden Woche mit der Aufarbeitung der Affäre beginnen. Anfang der Woche wollen die Arbeitnehmervertreter die Situation und die Rolle des Kontrollgremiums diskutieren und eine gemeinsame Linie festlegen. Am Donnerstag findet dann eine Aufsichtsratssitzung statt.

Kley hat im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung bereits erklärt, dass er keinesfalls zurücktreten will. "Dafür gibt es überhaupt keinen Grund." Laut Medienberichten steht auch Großaktionär Siemens hinter Kley. Dennoch wird mit heftigen Debatten gerechnet. "Auf der Aufsichtsrats-Sitzung wird es heiß hergehen", heißt es in Arbeitnehmerkreisen. Die Süddeutsche schrieb bereits in einem Kommentar unter Anspielung auf das Kley-Interview: "Jetzt wird der Fall auch noch zur Farce -- weil der Aufsichtsratsvorsitzende Max Dietrich Kley offenbar nicht Herr der kritischen Lage ist. [...] Es kann sein, dass bei Infineon der Vorstandschef zu wenig geschlafen hat. Der Aufsichtsrat aber schläft allem Anschein nach zu viel." (Axel Höpner, dpa) / (jk)