Algerien: Proteste mit oder ohne Internet

Der Rücktritt des ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak hat algerische Aktivisten zu erneuten Demonstrationen motiviert. Schon mehren sich Gerüchte, dass auch Algerien versucht, das Internet abzuschalten.

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Von
  • Volker Zota

Der Rücktritt des ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak hat nicht nur Auswirkungen auf sein eigenes Land. Motiviert durch die Ereignisse, gingen auch in Algerien erneut Leute auf die Straßen, um gegen die Regierung zu demonstrieren. Die Medien sprechen von hunderten Festnahmen und Internet-Blockaden. Am gestrigen Samstag berichtete der britische Telegraph, in Algerien seien Internet-Provider abgeschaltet und Facebook-Konten von Aktivisten gelöscht worden – ähnlich wie vor zwei Wochen in Ägypten.

Doch ganz so wie in in dem Land der Pharaonen scheint sich die Situation nicht zu entwickeln. Zwar waren von außerhalb vereinzelt algerische Regierungsseiten nicht zu erreichen, das Internet scheint abgesehen von kurzfristigen Unterbrechungen und Geschwindigkeitseinbußen jedoch weiterhin nutzbar zu sein. Dies bestätigt auch eine vorläufige Analyse von Renesys. Zumindest derzeit gebe es keine Hinweise, dass die algerische Regierung versuche, den Zugang zum Internet zu blockieren. Es sei jedoch nicht auszuschließen, dass die Leitungen gedrosselt (etwa um den Upload von Videos und Bildern von Protesten zu behindern) oder inländische Verbindungen gekappt würden. Momentan scheint es jedoch, als sei das nordafrikanische Land nicht von der Außenwelt abgeschnitten.

Darüber, welchen Beitrag das Internet bei der Organisation der afrikanischen Protestbewegungen liefert, streiten die Experten nach den jüngsten Ereignissen in Tunesien und Ägypten. Während einige Medien meinen, Zeugen der ersten "Internet-Revolutionen" gewesen zu sein, sind andere eher skeptisch. Dass das Internet, Facebook, Twitter & Co. bei der Kommunikation mit der Außenwelt eine wesentliche Rolle spielen und helfen kann, durch die Dokumentation von Missständen eventuell internationalen Druck aufzubauen, steht sicherlich außer Frage. Doch angesichts eines vergleichsweise geringen Prozentsatzes der nordafrikanischen Internet-Nutzer (in Ägypten um die 20 Prozent der Bevölkerung) dürfte die klassische Telekommunikation per Telefon und Handy wesentlich wichtiger gewesen sein. (vza)