FSF: Patentabkommen Microsoft-Novell nicht GPLv3-konform
Die Free Software Foundation, unter deren Fittiche gerade die dritte Fassung der GNU General Public License entsteht, will den aktuellen Entwurf so anpassen, dass Abkommen wie das zwischen Novell und Microsoft explizit GPL-widrig sind.
Das Abkommen zwischen Linux-Distributor Novell und Microsoft, das in der Open-Source-Welt viel Staub aufgewirbelt hat, sorgt auch bei der Free Software Foundation (FSF) für erregte Gemüter. Die Organisation, Hüterin der GNU General Public License (GPL), untersucht derzeit, ob das Patentabkommen der beiden Software-Hersteller gegen die meist genutzte Open-Source-Lizenz in der aktuellen Version 2 verstößt. Eben Moglen, Rechtsvertreter der FSF, hält den Deal auf jeden Fall für GPLv3-widrig.
Die dritte Version der GPL, die in einem offenen Prozess entwickelt wird und im März 2007 fertig sein soll, lehnt Softwarepatente pauschal ab. In einem weiteren Schritt verspricht Moglen nun, dass die FSF den aktuellen Entwurf der GPLv3 "so verändern werde, dass daraus klar hervorgeht, dass der Novell-Microsoft-Pakt oder ähnliche Abkommen gegen die Bestimmungungen der Lizenz verstoßen werden".
Sowohl Novell als auch Microsoft betonen, dass die Vereinbarung ihrer Ansicht nach nicht im Widerspruch zur GPL steht. Das Abkommen schreibe lediglich die Verpflichtung fest, die Kunden des jeweils anderen Unternehmens nicht wegen eventuell bestehenden Patentansprüchen zu verklagen. Es gehe ausdrücklich nicht um eine Lizenzierung irgendwelcher Patente, wie Novell auch in einem speziellen FAQ zum Thema erklärt. Trotz solcher Ausführungen sehen Skeptiker in dem Pakt ein implizites Eingeständnis von Novell, dass Linux Patente verletzten könnte.
Bei der Überlegung, ob man eine Lizenz als Instrument benutzen sollte, umstrittene Themen wie Software-Patente und Digital Rights Management (DRM) zu regeln, scheiden sich die Geister. Ohnehin läuft die GPLv3 Gefahr, als Totgeburt zu enden: Viele, darunter auch die Linux-Kernel-Entwickler und Linus Torvalds selbst haben schon angekündigt, an der aktuellen GPLv2 festzuhalten.
Zur Kooperation zwischen Microsoft und Novell und den Reaktionen darauf siehe auch:
- Hintergrundartikel auf heise open: Was die Kunden wollen – Microsoft und Novell kooperieren
- Analyse auf heise open: Erdbeben im Linux-Markt: Oracle, Microsoft, Novell – und die Folgen
- Samba-Entwickler kritisieren Novell
- Microsoft und Novell: die finanziellen Details - und die Patente
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- Linux-Distributor Red Hat mit erweitertem Patentschutz
- Microsoft und Novell: die Sache mit den Patenten
- Microsoft und Novell: die finanziellen Details - und die Patente
- Microsoft arbeitet mit Novell bei Linux zusammen
Zur GPLv3 siehe auch:
- Streit um die neue GPL auf heise open
- Free Software Foundation erläutert GPLv3
- Linux-Urvater lobt die gültige GNU General Public License
- Linux-Kernel-Entwickler sehen GPLv3 kritisch
- Deutsches Gericht bestätigt Gültigkeit der GPL
- Zweiter Entwurf der GPLv3 vorgelegt
- Patentpolitik führt zu Streit um neuen Entwurf für die GPLv3
- Eine Lizenz entsteht - Neue Entwürfe für GPL und LGPL auf heise open
- Linus Torvalds kritisiert den zweiten GPLv3-Entwurf
- Torvalds bezieht Stellung zur GPLv3
- GPLv3: Die neue Version der Open-Source-Lizenz steht zur Diskussion auf heise open
- Sun erwägt zusätzliche GPLv3-Lizenzierung von OpenSolaris
- Linux-Schöpfer Torvalds will Kernel nicht unter die GPLv3 stellen
- FSF-Gründer Richard Stallman erläutert Ziele der GPLv3
- Entwurf zur GPLv3: Ein gelungener Kompromiss?
- GPLv3 - der erste Entwurf
- GPLv3, Website der Free Software Foundation