Sony droht Apple mit Einstellung der Musikversorgung
Nach dem Streit um die iOS-Version der E-Book-Anwendung Reader erwägt der japanische Unterhaltungselektronikkonzern offenbar den Rückzug aus iTunes. Noch sei der Apple-Musikladen aber zu bedeutsam, sagte ein Manager.
Bei Sony scheint man mächtig sauer auf Apple zu sein: Nachdem der Computerkonzern den Japanern die Zulassung ihrer Sony-Reader-App für iOS verweigert hatte, weil dem Buchleseprogramm die Einkaufsmöglichkeit via In-App-Purchase mit der üblichen 30-Prozent-Gebühr für Apple fehlte, erwägt der Unterhaltungselektronikriese nun offenbar einen Gegenschlag. Wie die australische Zeitung The Age am Freitag meldete, könnte Sony seinen Musikkatalog aus Apples Internet-Musikladen iTunes zurückziehen.
Entsprechend äußerte sich zumindest Michael Ephraim, Chef der Sony-Unterhaltungstochter Sony Computer Entertainment in Australien, der in "Down Under" unter anderem für den Playstation-3-Verkauf zuständig ist. Zum Musikkatalog von Sony Music gehören zahlreiche bekannte Musiker, darunter Beyonce oder Jennifer Lopez, aber auch klassische Popkünstler wie Santana oder Bob Dylan – Letzteres übrigens Steve Jobs' persönlicher Lieblingssänger.
Ephraim äußerte sich bei der Vorstellung eines neuen Streaming-Dienstes für Musik, den Sony "Music Unlimited" getauft hat. Er soll in den meisten Industrieländern in den nächsten Monaten online gehen und ist als Qriocity bereits in Europa verfügbar. Über das Angebot lassen sich 6 Millionen Musikstücke abrufen, die dann auf Sony-Fernsehern, Playstation-3-Konsolen, PSPs und firmeneigenen Blu-ray-Spielern angehört werden können. "Wenn wir eine massenhafte Nutzung dieses Dienstes erleben, muss Sony Music dann noch Inhalte für iTunes bereitstellen?" fragte Ephraim. Aktuell sei das allerdings noch notwendig. "Wir müssen iTunes beliefern, weil das das aktuelle Format ist."
Apple erpresse die Verleger gerade. "Deshalb schauen diese sich nach anderen Liefersystemen um. Wir selbst warten, was die nächsten drei bis fünf Jahre bringen." Interessant an der Äußerung ist allerdings, dass Apple bereits seit 2009 die nun von Sony infrage gestellte iTunes-Musik in einem offenen, kopierschutzfreien Format anbietet, das mit zahlreichen Geräten kompatibel ist – und nicht mehr allein mit iPods und iOS-Geräten, wie das früher der Fall war. Sony hat wiederum bereits selbst Versuche hinter sich, einen iTunes-Konkurrenten aufzubauen. (bsc)