Apple veröffentlicht Zuliefererbericht

Nach verschiedenen Vorfällen bei asiatischen Lieferanten hat der Mac- und iPhone-Hersteller versprochen, regelmäßige Audits durchzuführen. Im Report 2011 geht das Unternehmen unter anderem auf Selbstmorde von Arbeitern in China ein.

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Apple ist nur einer von vielen Hardware-Herstellern, die ihre Produkte vor allem von OEMs in Asien produzieren lassen – doch steht der Konzern aufgrund seines Markenimages stärker im Rampenlicht als andere. Nach Kritik von Gewerkschaftern und Menschenrechtsaktivisten, die den Auftragsherstellern schlechte Arbeitsbedingungen vorwarfen und Apple deren Duldung unterstellten, hat der Computerkonzern seine Audits in den letzten vier Jahren verstärkt. Seit 2007 gibt der Mac- und iPhone-Hersteller jährlich einen "Supplier Responsibility Report" ab, der auf die Gesamtlage, aber auch einzelne Vorfälle eingeht.

Das Papier für 2011 liegt nun in Form eines PDF-Dokuments mit 25 Seiten vor. Darin zeigt sich, dass Apple nach wie vor diverse Vergehen bei seinen Auftragsherstellern einräumen muss. So fanden Audits insgesamt 91 minderjährige Arbeitnehmer, die vor dem in China zulässigen Arbeitsalter von 16 Jahren eingestellt wurden. Davon betroffen waren insgesamt zehn Betriebe, einer davon stellte mit 42 Kinderarbeitern den Löwenanteil. Welcher OEM hier betroffen war, gab Apple nicht an. Allerdings habe man mit der Fabrik "das Geschäftsverhältnis beendet". Aufgedeckt wurden auch Bestechungsfälle. Dabei versuchte ein Fabrikmanager, Mitarbeiter der von Apple beauftragten Audit-Firma dazu zu bringen, die Anzahl der Überprüfungen zu senken; auch hier wurde das Vertragsverhältnis mit der betroffenen Fabrik laut Apple gelöst.

Zwei Vorfälle, die weltweit für Schlagzeilen sorgten, behandelt Apple in seinem "Supplier Responsibility Report" ebenfalls. So traten beim Auftragshersteller Wintek, der beispielsweise Touchscreens zuliefert, Erkrankungen von 137 Arbeitnehmern auf, die mit dem giftigen N-Hexan-Gas in Berührung kamen. Apple habe den Einsatz des Materials, das Nervenschäden und Lähmungen hervorrufen kann, einstellen lassen, heißt es in dem Bericht. Außerdem seien Verbesserungen bei den Lüftungssystemen und dem allgemeinen Management der Fabrik angemahnt worden. Alle betroffenen Arbeitnehmer seien darüber hinaus "erfolgreich behandelt" worden. Apple beobachte die Entwicklung, Wintek habe für medizinische Behandlung, Nahrung und Verdienstausfall gezahlt. "Eine Mehrzahl der Arbeitnehmer arbeitet wieder in der Fabrik", erklärt Apple.

Ein weiterer viel publizierter Vorfall waren die Selbstmorde beim großen taiwanisch-chinesischen Auftragsfertiger Foxconn, auch unter dem Namen seiner Mutterfirma Hon Hai bekannt. Hier sei Apple-Chief Operating Officer Tim Cook, der derzeit Steve Jobs vertritt, zusammen mit anderen Managern im Juni 2010 selbst ins Werk nach Shenzhen gereist. Dort habe man die Lage mit Foxconn-Chef Terry Gou besprochen und eine unabhängige Untersuchung durch psychologische Experten einleiten lassen. Mehr als 1000 Mitarbeiter seien nach Lebensqualität, Stress und geistiger Gesundheit befragt worden. Foxconn habe daraufhin psychologische Beratungsangebote ebenso eingeführt wie ein "24-Stunden-Hilfszentrum". Zudem habe man Netze an den Fabrik- und Wohngebäuden angebracht, um "Impulsselbstmorde" zu verhindern. Apple werde hier weiter mit Foxconn arbeiten, hieß es außerdem.

Insgesamt führte Apple bei seinen OEMs im Jahr 2010 127 einzelne Audits durch, 30 davon bei bereits früher überprüften Fabriken, 97 bei neuen Betrieben. Von dem Hersteller beauftragte Untersuchungsteams haben damit seit 2007 knapp 280 Fabriken besucht.

Bislang gibt es noch keine unabhängige Bewertung von Apples "Supplier Responsibility Report 2011". Entsprechende Stellungnahmen von Gewerkschaftern und Menschenrechtsorganisationen dürften in den nächsten Tagen eintreffen. (bsc)