Das Internet verändert die politische Kommunikation

Schon jetzt zögen immer mehr Menschen ihre Informationen aus dem Netz, Internet-Nutzer seien zudem deutlich politisch aktiver als Nicht-Nutzer, meint Martin Emmer von der TU Ilmenau.

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Von
  • Jürgen Kuri

Das Internet verändert nach Expertenansicht die politische Kommunikation in Deutschland. Schon jetzt zögen immer mehr Menschen ihre Informationen aus dem Netz. Internet-Nutzer seien zudem deutlich politisch aktiver als Nicht-Nutzer, sagte Martin Emmer vom Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaft der Technischen Universität Ilmenau in einem dpa-Gespräch.

Politische Informationen aus dem Netz zu ziehen, sei keine Spielerei, die nach einer gewissen Erprobungsphase wieder abebbe, betonte Emmer. "Wer einmal damit begonnen hat, informiert sich immer intensiver auf diese Weise." Das Ilmenauer Institut untersucht seit 2001 in Umfragen den Einfluss des Internet auf die politische Kommunikation. Das Projekt wird bis Ende 2005 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert.

"Das Internet hat einen nachweisbar positiven Einfluss, sowohl was die Information als auch was die Partizipation betrifft", berichtete Emmer von ersten Ergebnissen. Ist ein Netz-Zugang vorhanden, werde das Angebot auch genutzt. Bei der älteren Generation wachse die Rolle des Internet ergänzend zu Zeitung und Fernsehen. "Die Veränderungen sind jedoch nicht revolutionär, wie manche vermutet haben, sondern eher evolutionär."

Zwar würden Internet-Nutzer weniger Zeitung lesen, nur noch selten Parteien beitreten und auch nicht unbedingt zur Wahl gehen, dennoch seien sie im Netz stark politisch aktiv. "Die spielen nicht nur online." Immerhin 32 Prozent der Internet-Nutzer informierten sich auf Webseiten von Politikern. 20 bis 25 Prozent bestellten gelegentlich online politisches Info-Material. Per Post oder am Telefon machen das laut Emmer nur knapp 10 Prozent. Jeder Vierte aus der Gruppe derjenigen, die das Netz stark nutzten, mache dort gelegentlich Einträge in politische Foren. Eine eigene Homepage hätten jedoch wenige, berichtete Emmer. "Der Anteil ist verschwindend gering, bei nicht mal zwei Prozent." Auch gelinge es nicht, die Gruppe der Netz-Nutzer zum Beispiel zu Unterschriftenaktionen zu bewegen.

Irgendwann einmal den Bundestag online zu wählen, hält der Kommunikationswissenschaftler noch für recht unrealistisch. "Der technische Aufwand wäre doch sehr groß." Schließlich müsse das System absolut sicher sein. Online-Abstimmungen seien aber ein wichtiges Experimentierfeld für die nächsten Jahre. "Man sollte das nicht aus dem Auge verlieren. Es muss ja nicht gleich eine Landtags- oder Bundestagswahl sein." (jk)