Social Network gegen Krankheiten

Kanadische Forscher nutzen Methoden aus der Netzwerkanalyse, um die Entstehung von Tuberkulose-Epidemien zu ergründen.

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Forscher in der kanadischen Provinz British Columbia nutzen neben der DNA-Sequenzierung von Krankheitserregern auch Algorithmen aus der Netzwerkanalyse, um Krankheitsausbrüchen auf die Spur zu kommen. Das berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe.

"Wir können zum ersten Mal ein sehr detailliertes Bild zeichnen, von den Beziehungen der Menschen in ihrer sozialen Gruppe und von den Beziehungen der Bakterien untereinander", sagt Jennifer Gardy, Leiterin des Genomforschungslabors des British Columbia Centre for Disease Control (BCCDC). "Wir können jetzt den Weg des Erregers durch die Bevölkerung rekonstruieren."

Als es um das Rätsel der Entstehung einer Tuberkulose-Epidemie in British Columbia ging, sequenzierten die Forscher zunächst die Genome von 36 Bakterienproben. Mit speziellen Algorithmen verglichen sie dann die Mutationen, die beim Überspringen auf den nächsten Menschen aufgetreten waren. Die Analyse enthüllte, dass es zwei bakterielle Linien gegeben hatte – und damit zwei Infektionsherde, von denen sich die Mikroben unabhängig voneinander ausbreiteten. Die Forscher schlossen daraus, dass der Grund für den Ausbruch in einem Umweltfaktor zu suchen sein müsste und nicht in einem genetischen.

Sie befragten nun die Patienten, wann sie wie viel Zeit mit Familienmitgliedern, Verwandten und Arbeitskollegen verbrachten. Daraus erstellten sie ein Soziales-Netzwerk-Diagramm potenzieller Wechselwirkungen, das sich nicht von dem bei Facebook und Co. verwendeten "Social Graph" unterscheidet. "Anstatt nur eine Liste von Namen zu haben, kann man die zugrundeliegende Sozialstruktur sehr genau nachzeichnen“, sagt Gardy. "Darin lassen sich dann Schlüsselpersonen erkennen, zentrale Orte und Verhaltensweisen, die zu einem Krankheitsausbruch beigetragen haben könnten.“ Sobald neue Informationen einliefen, könne eine Untersuchung sofort verfeinert werden.

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(bsc)