Huawei geht in die Charme-Offensive

Nach mehreren, den Sicherheitsbedenken der Amerikaner geschuldeten Rückschlägen in den USA versucht der chinesische Ausrüster, über einen offenen Brief mit der US-Regierung ins Gespräch zu kommen.

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Nach einem neuerlichen Rückschlag für seine Geschäfte in den USA geht der chinesische Ausrüster Huawei in die Charme-Offensive. In einem offenen Brief beklagt das Unternehmen "langlebige und unwahre Gerüchte und Vorwürfe", mit denen die Chinesen in den Vereinigten Staaten konfrontiert würden. An die US-Behörden geht die Einladung, die Aktivitäten des Konzerns auf Herz und Nieren zu prüfen.

Huawei war in der vergangenen Woche von einem vergleichsweise kleinen US-Geschäft zurückgetreten, nachdem die US-Regierung Sicherheitsbedenken gegen die Transaktion vorgebracht hatte. Der chinesische Ausrüster hatte Teile der Insolvenzmasse des US-Unternehmens 3Leaf übernehmen wollen, das unter anderem Spezial-Chips zur internen Kopplung modularer Multiprozessor-Server entwickelte.

3Leaf ist kein Einzelfall: Huawei bekommt in Nordamerika kaum einen Fuß auf den Boden. Der Ausrüster hatte in der Vergangenheit vergeblich versucht, beim US-Anbieter 3Com einzusteigen und für eine Netzwerksparte der kanadischen Nortel geboten. Die Amerikaner verweisen dabei gerne auf die Nähe des Unternehmens zur chinesischen Regierung und dem Militär. Auch bereitet den US-Behörden die Aussicht Sorgen, potenziell kritische Infrastrukturen wie Kommunikationsnetze von einem chinesischen Anbieter aufbauen zu lassen. In Europa untersucht die EU-Kommission darüber hinaus, ob großzügige Kreditlinien chinesischer Staatsbanken Huawei einen Wettbewerbsvorteil verschaffen.

In dem offenen Brief schildert der Ausrüster nun die Vorgänge um die 3Leaf-Übernahme aus seiner Sicht. Darüber hinaus betont Huawei, die USA seien "ein großartiges Land": "Die in den USA gelebten Grundwerte Demokratie, Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte sind genau die Werte, die wir bei Huawei respektieren, fördern und befolgen", schreibt das Unternehmen und betont sein langfristiges Engagement in den Vereinigten Staaten, wo es über 1000 Mitarbeiter habe.

Der Ausrüster tritt Bedenken entgegen, er respektiere Urheber- und Patentrechte von US-Unternehmen nicht. Auch die Befürchtungen, der Konzern habe enge Beziehungen zum chinesischen Militär, weist Huawei als unbegründet zurück. Das Unternehmen sei nur eines von vielen, dessen Gründer und Präsident auch mal beim Militär gedient habe. Huawei-Chef Ren Zhengfei habe die Armee 1983 verlassen und Huawei 1987 mit umgerechnet 2500 US-Dollar Startkapital gegründet. Im Hinblick auf die Kritik an der Kreditpraxis staatlicher Banken betont Huawei, diese Kredite würden nur an Kunden des Ausrüsters vermittelt.

Huawei weist insbesondere die Befürchtungen zurück, die Technik des Ausrüsters stelle ein Sicherheitsrisiko dar und verweist auf die Überprüfung durch unabhängige Gutachter. Sollte die Regierung der Vereinigten Staaten konkrete Bedenken hegen, bietet Huawei eine die Zusammenarbeit an und will sich einer eventuellen Überprüfung der Behörden stellen. Zudem zeigt sich das Unternehmen bereit, zusätzliche Sicherheitsanforderungen erfüllen. Das Ergebnis einer möglichen Untersuchung steht für den Ausrüster schon fest: "Huawei ist ein normales Wirtschaftsunternehmen und nichts anderes." (vbr)