Neuer Rückschlag für Huawei in den USA

Der chinesische Ausrüster bekommt in Nordamerika weiter keinen Fuß auf den Boden. Nach einem vergeblichen Gebot für einen Großauftrag von Netzbetreiber Sprint Nextel fahren die Chinesen ihre US-Kooperation zurück.

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Der chinesische Ausrüster Huawei hat bei seinen Versuchen, auf dem US-Markt Fuß zu fassen, weiter kein Glück. Nachdem der Netzwerkspezialist zusammen mit dem US-Partner Amerilink im vergangenen Jahr vergeblich für einen milliardenschweren Auftrag zum Ausbau des Netzes von Sprint Nextel geboten hatte, fahren die Chinesen ihre Kooperation mit dem US-Unternehmen deutlich zurück. Damit stehe Amerilinks Zukunft in Frage, berichtet das Wall Street Journal am Donnerstag.

Dem Bericht zufolge war Amerilink von ehemaligen Vertretern der US-Streitkräfte und Branchenveteranen gegründet worden, um als US-Partner von ausländischen Unternehmen etwaige Sicherheitsbedenken der Amerikaner gegen einen Einsatz ausländischer Hardware bei kritischen Infrastrukturen auszuräumen. So sollte Amerilink bei einem Engagements Huawei zum Ausbau von US-Netzen die Sicherheit der Komponenten prüfen und garantieren.

Die Chinesen, immerhin die Nummer zwei der Ausrüsterbranche, bekommen in Nordamerika keinen Fuß auf den Boden. Die Amerikaner verweisen auf die Nähe Huaweis zur Regierung in Beijing und dem chinesischen Militär. Amerilink habe diese Bedenken nicht ausräumen können, heißt es in dem Bericht unter Berufung auf Quellen in Washington. Von den Vorbehalten der Amerikaner sind auch andere chinesische Unternehmen betroffen. Der Finanzchef des ebenfalls bei Sprint Nextel leer ausgegangenen Telecom-Ausrüsters ZTE sagte am Mittwoch, die US-Regierung solle für einen offenen Markt mit fairen Bedingungen sorgen und sich ansonsten heraushalten.

Huawei hatte in der Vergangenheit vergeblich versucht, beim US-Anbieter 3Com einzusteigen, und für eine Netzwerksparte der kanadischen Nortel geboten. Beide Geschäfte scheiterten am Sicherheitsbedürfnis der Amerikaner. Bei 3Com hatten US-Regierungsstellen offiziell Sicherheitsbedenken bekundet. Auch das Scheitern des Nortel-Geschäfts – und damit schließlich Pleite des kanadischen Ausrüsters – war laut US-Medien amerikanischen Ängsten geschuldet. Nortel habe befürchten müssen, dass bei einem Deal mit Huawei wichtige US-Kunden abspringen.

In Europa laufen die Geschäfte besser, doch hat auch Brüssel Bedenken. Huawei etwa ist hierzulande beim LTE-Ausbau von Vodafone sowie der Telekom dabei. Für O2 übernehmen die Chinesen Netzausbau und Wartung. Die Angst vor chinesischen Cyberattacken und Spionage ist auf dem alten Kontinent also nicht allzu ausgeprägt. Doch machen sich die europäischen Regulatoren Sorgen wegen der guten finanziellen Ausstattung der Chinesen. Die großzügige, staatlich sanktionierte Kreditvergabe, so fürchtet Brüssel, verschaffe den Chinesen einen Wettbewerbsvorteil. (vbr)