US-Regierung fragt nach Vorschlägen für IANA-Zukunft

Ende September läuft der bisherige Vertrag über den IANA-Betrieb aus, der unter anderem die Verwaltung der DNS-Rootzonen und die Vergabe von IP-Adressblöcken regelt. Die US-Regierung fragt nach Änderungswünschen, die aber nicht zu weit gehen sollten.

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Von
  • Monika Ermert

Die National Telecommunications and Information Administration (NTIA) im US-Handelsministerium hat eine Konsultation (PDF) über die Zukunft der Internet Assigned Numbers Authority (IANA) gestartet, das Herzstück der Rootzonen-Verwaltung. Unter anderem will die NTIA wissen, ob es künftig andere Verfahren für Änderungen nationaler Top Level Domains (ccTLD) wie .de in der Rootzone geben sollte. Damit kommt die US-Administration der jahrelangen Kritik an der US-Aufsicht über die Rootzone entgegen – von einer echten Internationalisierung will sie aber offenbar nichts wissen.

Am 30. September 2011 läuft der Vertrag über den IANA-Betrieb mit der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN ) aus, die seit 1999 die IANA-Aufgaben wahrnimmt. Neben dem Entgegennahme von Änderungsanträgen für die Rootzone gehören dazu die Vergabe von IP-Adressblöcken an die regionalen IP-Adressverwalter und die Zuteilung von Port- und Protokollnummern. Mehrfach hatte die NTIA in den vergangenen Jahren den Vertrag mit ICANN verlängert. Dieses Mal stellt die Behörde einige grundsätzliche Fragen zur Diskussion, bevor sie über die Neuvergabe entscheidet.

Zum Beispiel will sie wissen, was die Öffentlichkeit davon hält, die verschiedenen IANA-Aufgaben nicht mehr als Block zu vergeben. "Muss sich dieselbe Organisation um Protokollnummern und Root-Management kümmern?", fragt die NTIA. Die Idee, IP-Adressen, Protokollnummern und Rootzonen-Betrieb zu separieren, ist alt. 2002 hatten beispielsweise die IP-Adress-Registries darauf gedrängt, die globale IP-Adressvergabe der ICANN zu entziehen und eine eigene Dachorganisation gegründet, die Number Resource Registry (NRO).

Zuvor gab es immer wieder ccTLD-Betreiber, die Änderungen in der Rootzone für die ccTLDs gerne unter Regie der ccTLDs selbst gesehen hätten. ICANN hielten viele bei dringenden Updates von Nameservern für zu langsam. Wobei die NTIA, die jede noch so kleine Änderung der Rootzone selbst absegnet, den Prozess nicht gerade beschleunigt haben dürfte. Erstmals fragt sie nun, wie man dieses Verfahren verbessern könnte. Damit reagiert sie auch auf die Kritik anderer Regierungen, sie mische sich sozusagen in deren souveräne Angelegenheiten ein.

Inwieweit die USA bereit sind, für die ccTLD-Einträge komplett auf ihre Aufsichtsrolle zu verzichten, müssen die Konsultation und Neuvergabe der IANA-Funktion zeigen. Die Aufsicht über den zentralen, vom US-Unternehmen VeriSign betriebenen Zuspielserver, der alle Änderungen an die 13 Rootserver verteilt, bleibt nach wie vor bei Handelsministerium und NTIA. Geregelt ist dies in einem eigenen Vertrag mit VeriSign, der geändert werden müsste, wenn das Unternehmen von anderer Seite Root-Updates entgegen nehmen sollte.

VeriSign dürfte sich um diesen Vertrag, der bis zum kommenden Jahr läuft, deutlich weniger Sorgen machen als die ICANN um den IANA-Vertrag. Der zusätzliche Druck kommt für die ICANN zu einem Zeitpunkt, an dem sie ohnehin mit der US-Regierung um die Vergabe neuer generischer Top Level Domains streitet. Eine Aufspaltung des IANA-Mandats – ganz abgesehen von einer Vergabe an andere Unternehmen oder Organisationen – würde auf jeden Fall einen Bedeutungsverlust für die ICANN mit sich bringen. (ck)