O2 UK: Pannen beim Jugendschutzfilter

Britische Kunden von O2 müssen sich seit Kurzem authentifizieren, wenn sie vermeintlich jugendschädliche Webseiten über das Mobilfunknetz abrufen wollen – ein System, das z.B. auch ein Einkaufsportal für frisches Gemüse sperrte.

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Von
  • Torsten Kleinz

Britische Kunden des Mobilfunkanbieters O2 müssen sich seit vergangener Woche authentifizieren, wenn sie vermeintlich jugendschädliche Webseiten über das Mobilfunknetz abrufen wollen. Die Einführung der neuen Technik wurde von Pannen begleitet, wie unter anderem der britische Guardian berichtet. So landete ein Einkaufsportal für frisches Gemüse auf dem Index.

Im Unternehmensweblog schildert das betroffene Einkaufsportal lovefre.sh, die Sperre sei ohne Vorwarnung für betroffene Webseiten vollzogen worden. Während Smartphone-Besitzer im Browser auf eine Alters-Verifikations-Seite umgeleitet wurden, waren Nutzer der unternehmenseigenen iPhone-App ohne weitere Informationen von dem Dienst abgeschnitten. "Der beunruhigendste Aspekt ist, dass O2 bewiesen hat, dass sie Inhalte jeder Art in ihrem Netzwerk zensieren können", heißt es in dem Weblog. Laut einem Bericht der britischen Ausgabe von Wired waren auch andere Angebote wie Google Translate und die Sexualaufklärungsseite Brook.org.uk betroffen. Für die Freischaltung der irrtümlich gesperrten Seiten benötigte O2 mehrere Tage.

O2 begründet die Umstellung im eigenen Weblog mit einem verbesserten Jugendschutz. Schon im Jahr 2004 hatten sich die britischen Mobilfunker im Rahmen der Selbstregulierung auf einen Maßnahmenkatalog geeinigt. Mit dem neuen System sollen sich die Kunden einmalig authentifizieren – vorzugsweise mit einer Kreditkarte. O2 betont, keine Gewinne mit den Abbuchungen zu machen: Wer sich authentifiziert, bekommt von seiner Kreditkarte ein Pfund abgebucht und anschließend 2,50 Pfund auf seiner Mobilfunkrechnung gut geschrieben. So soll sichergestellt werden, dass sich Jugendliche nicht von den Eltern unbemerkt selbst freischalten. Kunden ohne Kreditkarte sollen sich in einem O2-Shop mit Lichtbildausweis freischalten können. Die Freischaltung soll innerhalb von 48 Stunden erfolgen.

Warum O2 zu dem neuen System wechselte, gibt das Unternehmen nicht an. Die Authentifiziertung wird über den britischen Dienstleister Bango abgewickelt, der laut O2 in diesem Bereich große Expertise habe. In der Tat betreibt Bango unter anderem einen Zahlungsdienst, der sich beispielsweise für die Zahlungsabwicklung bei Inhalten aller Art für Erwachsene anbietet. Entsprechende Einkäufe werden über die Mobilfunkrechnung abgerechnet. (jk)