Axel Springer AG will im Ausland und im Internet wachsen
"Wir internationalisieren und digitalisieren", sagte Springer-Chef Mathias Döpfner. Springer müsse sich dabei an Internet-Größen wie Google oder eBay orientieren, die heute die Maßstäbe im zukunftsträchtigen Online-Geschäft setzten.
Nach einem Rekordgewinn will die Axel Springer AG (u. a. "Bild", "Die Welt") weiter im Ausland und im Internet wachsen. "Wir internationalisieren und digitalisieren", sagte Springer-Vorstandsvorsitzender Mathias Döpfner, der mit seinem Vorhaben, die ProSiebenSat.1-TV-Gruppe zu übernehmen, gescheitert war. Neugegründete Titel wie die polnische Tageszeitung "Dziennik" sollen schnell in die Gewinnzone geführt, die Stärken der Printmarken im Internet ausgebaut werden, meinte Döpfner auf der Hauptversammlung am Donnerstag in Berlin. 2005 hatte Springer mit 231 Millionen Euro den Konzern-Überschuss um 56 Prozent zum besten Ergebnis der Firmengeschichte ausgebaut.
Springer habe die Kosten aus der gescheiterten Übernahme des TV-Konzerns durch profitable Zinsgeschäfte vollständig kompensiert und wolle sich nun "mit Angriffslust und Augenmaß" auf das Kerngeschäft und den Ausbau des digitalen Angebots konzentrieren. Das Unternehmen sei heute der profitabelste und kreativste Medienkonzern Deutschlands, sagte Döpfner vor den Aktionären. Europas größtes Zeitungshaus will bald auch mit E-Commerce und Online-Spielen Geld verdienen. Diese Bereiche seien von Printverlagen bisher gar nicht erschlossen. Springer müsse sich dabei an Internet-Größen wie Google oder eBay orientieren, die heute die Maßstäbe im zukunftsträchtigen Online-Geschäft setzten, betonte Döpfner.
Eine Weichenstellung sei die BĂĽndelung des Print- und Internet-Angebotes der Zeitungen "Welt", "Welt am Sonntag", "Berliner Morgenpost" und "Welt Kompakt" in einer Zentralredaktion. "Welt Online" solle dabei zur fĂĽhrenden nachrichten- und serviceorientierten Website Deutschlands werden.
Zu Springers Prioritäten 2006 gehören Neugründungen, vornehmlich im Ausland. Das Unternehmen erwirtschaftet 16 Prozent seines Umsatzes außerhalb Deutschlands, vornehmlich in Osteuropa. So ist "Fakt" die führende Boulevardzeitung Polens, mit "Dziennik" etabliere sich Springer nun auf dem dortigen Markt für Qualitätsblätter. Akquisitionen aus Prestigegründen werde es nicht geben. Springer brauche keinen Ersatz für den gescheiterten TV-Einstieg. Pläne für ein "Springer-TV" gebe es derzeit nicht.
Vorstand und Aufsichtsrat schlugen eine Dividende 1,70 Euro vor. Dies seien 50 Cent oder 42 Prozent mehr als die konstante Dividende der Vorjahre. Die Rendite lag bei 14,1 Prozent, der Kurs der Aktie legte um 26 Prozent zu. Im vergangenen Jahr hatte Springer das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen (EBITA) mit 338 Millionen Euro um 39 Prozent gegenüber 2004 steigern können. Die Anzeigenerlöse legten um 4,3 Prozent zu. (dpa) / (jk)