Grafikkarten: High-end-Modelle kompensieren schwindenden Absatz im Einstiegssegment
Weltweit wurden 2010 knapp vier Prozent weniger Grafikkarten ausgeliefert als 2009. Übers Jahr gesehen konnte AMD um zwölf Prozent zulegen. Schwindende Erlöse im Massenmarkt wollen die Hersteller mit High-end-Karten kompensieren.
In der KW 09 war die Gigabyte Geforce GTX 560 Ti OC (195,83 Euro brutto) laut heise resale Preisradar die meistgesuchteste Grafikkarte.
(Bild:Â Gigabyte)
Während die deutsche Distribution mit dem Grafikkartenjahr 2010 zufrieden ist, sind die Marktforscher von Jon Peddie Research (JPR) mit den weltweiten Zahlen nicht zufrieden. Mit rund 72,8 Millionen dedizierten Grafikkarten lieferte die Branche zuletzt knapp vier Prozent weniger Produkte aus, als im krisengebeutelten Jahr 2009. Vor allem nach dem guten Start zum Jahresanfang 2010 ist dieses Ergebnis enttäuschend.
Das vierte Quartal blieb deutlich hinter den Erwartungen zurĂĽck. Zwar verzeichnete Nvidia gegenĂĽber dem dritten Quartal ein Plus von 4,1 Prozent, dagegen lieferte AMD um 4,8 Prozent weniger Produkte aus. Nvidia kam damit im vierten Quartal auf einen Marktanteil von 60,8 Prozent (Q3/2010: 58,7%). AMD verliert im Quartalsvergleich ĂĽber fĂĽnf Prozent und kommt aktuell nur noch auf 38,8 Prozent (Q3/2010: 40,9%).
Einen Grund zum trauern hat AMD dennoch nicht. Im Jahresvergleich geht der Hersteller, mit einem Wachstum von 12,6 Prozent (2009: 34,5%) als klarer Gewinner hervor. Nvidia bĂĽĂźt dagegen 6,2 Prozent ein (2009: 64,8%).
Der durchschnittliche Angebotspreis fĂĽr Grafikkarten liegt online aktuell wieder etwas ĂĽber der 200-Euro-Marke.
Die treibende Kraft im Markt sind High-end-Grafikkarten für Spieler. Mit drei Millionen Exemplaren repräsentieren diese zwar nur ein kleines Volumen, mit einem Durchschnittspreis von rund 300 US-Dollar stellen sie aber einen großen Teil des Umsatzes. Hinzu kommen Boards für das Workstation-Segment mit GPU-Computing. Die verkauften Stückzahlen liegen ebenfalls bei knapp drei Millionen, aber zu einem noch höheren Verkaufspreis. Die große Masse stellen Standard-Grafikkarten für den Mainstream-Markt. JPR attestiert dem Grafikkarten-Sektor für 2010 einen Gesamtumsatz von 17,2 Milliarden US-Dollar. Dies entspricht im Vergleich zum Vorjahr einer marginalen Steigerung von weniger als einem Prozent.
Den rückläufigen Absatz begründen die Analysten mit zwei Faktoren: Integrierte Grafikeinheiten in vielen Rechnern lassen den Bedarf an Low-end-Karten zurückgehen. Hinzu kommt, dass der wachsende Anteil an Notebooks und Tablets zu Lasten von Desktop-PCs geht. Für den Handel ist dies jedoch keine grundsätzlich schlechte Nachricht. An den Einstiegsprodukten gibt es sowieso nicht viel zu verdienen. Als Ersatzgeschäft bietet sich der verstärkte Verkauf von dedizierten Grafikkarten für GPU-Computing und die Nutzung von zwei oder mehr Grafikkarten in gehobenen Spiele- und Workstation-Rechner an.
Bei der Preisbeobachtung unterstĂĽtzten uns:
Actebis Peacock
B.com Computer AG
CTT AG
Devil AG
Ecom GmbH
Ingram Micro GmbH
"Die Nachfrage nach Grafikkarten ist momentan generell gut", erklärt Florian Gerken, Senior Manager Components bei Ingram Micro, die aktuelle Marktlage. "Gegenwärtig sind alle Mainstream- und Midrange-Karten gut verfügbar. High-end-Boards wie zum Beispiel die GTX5580 und die neue Radeon HD 6990 sind hingegen etwas knapp." Am besten verkaufen sich laut Gerken Nvidias GTX560 und AMDs HD 5770.
Dementsprechend belegen im heise resale Preisradar vier GTX-560-Karten die ersten vier Ränge. Insgesamt kann sich nur ein AMD-basiertes Board unter den Top 10 platzieren, die Sapphire HD 6850 zu einem VK von 138,40 Euro brutto. Der durchschnittliche Angebotspreis im Onlinehandel liegt in der KW 09 bei 203,85 Euro brutto. Im Vergleich zur Vorwoche entspricht dies einem leichten Plus von 1,3 Prozent. Insgesamt bewegen sich die Preise der zehn meistgesuchten Grafikkarten zwischen netto zirka 195 und 477 Euro. Dies unterstützt die These von Jon Peddie, dass im Nachrüstmarkt Anwender durchaus bereit sind Geld auszugeben. (map)