Ex-Gizmondo-Chef wegen illegaler Waffenkäufe vor Gericht [Update]

Carl Freer, ehemaliger Chef des bankrotten Handheld-Herstellers Gizmondo Europe, hat sich in einem Waffenladen als Polizist ausgegeben, um eine .44er Magnum ohne Überprüfung zu kaufen.

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Die Skandalmeldungen um den inzwischen bankrotten Handheld-Hersteller Gizmondo reißen nicht ab. Am Mittwoch wurde Gizmondos ehemaliger Europa-Chef Carl Freer in seiner Bel-Air-Wohnung in Los Angeles festgenommen, nachdem er versucht hatte, illegal eine Waffe vom Kaliber .44er Magnum zu erwerben. Freer hatte sich in dem Waffenlanden als Deputy der San Gabriel Valley Transit Authority ausgegeben, einem Privatunternehmen, das sich um den Transport von Behinderten und älteren Menschen kümmert und offenbar nach den dortigen Gesetzen eine eigene Polizei-Einheit unterhält. Mit der Polizeimarke wollte Freer eine weitere Personenüberprüfung, die ansonsten nötig gewesen wäre, umgehen. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung und seiner 33-Meter-Yacht in Marina del Ray fanden Beamte des Los Angeles Sherrif's Department zwölf Gewehre und vier Pistolen. Freer wurde inzwischen gegen eine Kaution von 20.000 US-Dollar auf freien Fuß gesetzt.

Das Police Department wurde auf Freer aufmerksam, nachdem es bei Gizmondos Europa-CEO Stefan Eriksson die gleiche Dienstmarke gefunden hatte und sich Eriksson als Mitglied einer ominösen Anti-Terror-Einheit der San Gabriel Valley Transit Authority ausgegeben hatte. Eriksson steht derzeit wegen des Diebstahls dreier Luxus-Autos, illegalem Waffenbesitz, Kokainbesitz und Trunkenheit am Steuer vor Gericht. Ihm droht eine 14jährige Freiheitsstrafe. Eriksson war im Februar in seinem 1 Million US-Dollar teuren Ferrari Enzo mit 250 Stundenkilometern gegen einen Pfeiler gerast, wobei der Wagen in zwei Hälften geteilt, Eriksson aber nur leicht verletzt wurde. Erikssons Frau Nicole Persson wurde Ende März verhaftet, als sie ohne Führerschein einen Mercedes SLR steuerte, der in Großbritannien als gestohlen gemeldet war. Beide Wagen sollen zusammen mit einem weiteren schwarzen Ferrari Enzo illegal in die USA eingeführt worden sein und gehörten offiziell der Bank of Scottland, die sie im Zuge der Liquidation von Gizmondo Europe zurückgefordert hatte.

Im September 2005 legte der Mutterkonzern Tiger Telematics in einem verspäteten Geschäftsbericht die dubiosen Geschäftspraktiken der Firmen-Chefs offen. Eriksson war von Tiger Telematics entlassen worden, nachdem bekannt wurde, dass er bereits Anfang der 90er Jahre eine fünfjährige Haftstrafe in Schweden abgesessen und dies dem Konzern nicht mitgeteilt hatte. Die Gizmondo-Handheldkonsole war trotz mehrfacher Ankündigungen in Deutschland nie auf den Markt gekommen. Nach Schätzungen konnten von dem GPS-Handheld in Großbritannien und den USA lediglich 5000 Geräte verkauft werden.

Nach der Gizmondo-Pleite versuchen derzeit Freers und Erikssons Kollegen Peter Lilley, ehemaliger Chef von Gizmondos Smart-Ads-Abteilung, Chefprogrammierer David Levett und der Produzent Rich Clayton ihr Glück als Gründer des US-Mobiltelefondienstes Xero Mobile, der seinen Kunden werbefinanzierte Freigespräche anbietet. (hag)