Mobilcom-Beschäftigte wehren sich gegen Fusion [Update]

Die Mitarbeiter befürchten, dass Großaktionär TPG hunderte Millionen Euro aus dem Unternehmen zieht. Auf der Hauptversammlung wollen sie die Verschmelzung des Mobilfunkers mit der Freenet AG vereiteln.

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Von
  • Sven-Olaf Suhl

Mitarbeiter des Mobilfunkanbieters Mobilcom wollen die angekündigte Fusion mit der Tochtergesellschaft freenet.de AG verhindern oder zumindest verzögern. Die Angestellten befürchten, dass Mobilcom -- anderslautenden Beteuerungen zum Trotz -- eine Sonderdividende in Höhe von hunderten von Millionen Euro an den neuen Großinvestor Texas Pacific Group (TPG) zahlen müsste, sobald die Unternehmensfusion formal vollendet ist. Zudem sorgt man sich um die Zukunft von 1600 Arbeitsplätzen bei Mobilcom. Dies meldet Die Welt unter Berufung auf Unternehmenskreise. Demnach soll eine eigens gegründete Mitarbeiter-Gesellschaft namens "Aktien für alle -- mc Mitarbeiter Beteiligungs GdbR" gerichtlich gegen einzelne Punkte aus dem Verschmelzungsvertrag von Mobilcom und Freenet zur Telunico Holding AG vorgehen. Auch das Aktien-Umtauschverhältnis wird angegriffen.

Laut Zeitungsbericht argumentieren die Mitarbeiter gegen die Fusion mit steigenden Erträgen der Mobilcom, der ein sich abschwächendes Geschäft bei freenet.de gegenüberstehe. Mit ihren Aktionen kann die Mitarbeiter-Gesellschaft den Eintrag der neuen Firma Telunico in das Handelsregister sowie die Börsennotierung zeitlich verzögern. Nach Angaben der Welt bemüht sich das Management von Mobilcom derzeit vehement darum, die Beschäftigten umzustimmen.

Der Investor TPG, der den Großteil des Aktienpakets der France Telecom übernommen hatte, sorgte mit der Ankündigung für Unruhe, die Bilanzen vom Buchwert auf den Zeitwert umstellen zu wollen. Dadurch würden die beiden Unternehmen um 800 bis eine Milliarde Euro höher bewertet. Die Mitarbeiter befürchten nun, daß TPG vom neuen Vorstandschef Spoerr die Zahlung einer Sonderdividende von mehreren hundert Millionen Euro verlangen könnte. Dies würde die heute fast schuldenfreien Unternehmen mit erheblichen neuen Bankkrediten belasten.

[Update]

Inzwischen bestätigte Mobilcom indirekt die Darstellung der Welt: "Bei der geplanten Anfechtungsklage gegen die Verschmelzung handelt es sich um die Aktion einer Minderheit, deren Argumente nicht tragen", äußert sich der amtierende Mobilcom-Chef Dr. Thorsten Grenz in einer am frühen Nachmittag verbreiteten Presseerklärung der Mobilcom AG. Die Verschmelzung sei vielmehr von einer "großen Mehrheit" der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat mitgetragen worden. Aufhorchen lässt Grenz' Kommentar zu einer Absichtserklärung seines wahrscheinlichen Nachfolgers: "Wir begrüßen, dass der designierte Vorstandsvorsitzende des gemeinsamen Unternehmens, Eckhard Spoerr, erklärt hat, für eine Wachstumsstrategie zu stehen, die die Interessen der Mitarbeiter berücksichtigt." (ssu)