"Fab Lab"-Bewegung wächst schneller als vermutet

Vor zwölf Jahren startete der MIT-Physiker Neil Gershenfeld die erste Hightech-Werkstatt für jedermann. Im Interview mit Technology Review erläuterte Gershenfeld den Stand der Fab-Lab-Bewegung.

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Am Anfang war es wohl nur eine kühne Idee: Wie wäre es, eine Einrichtung aufzubauen, in der man (fast) alles herstellen kann? Unter dem Titel "How to make (almost) anything" gab Neil Gershenfeld, Physiker am Massachusetts Institute of Technology (MIT), 1998 erstmals einen Kurs, in dem er seine Studenten aufforderte, mit Hilfe von rechnergesteuerten Maschinen Gegenstände herzustellen, die einfach nur ihrer Fantasie entsprangen, aber technisch durchaus anspruchsvoll waren. Die Kurswerkstatt, die er hierfür einrichtete, nannte er "Fab Lab", eine Abkürzung für "Fabrikationslabor".

Im Interview mit Technology Review erläuterte Gershenfeld nun, wo er die Bewegung in Zukunft sieht: "Wir hatten am MIT ursprünglich nur den Plan, genau ein Fab Lab einzurichten, aber nicht, das Konzept global zu verbreiten. Es ist ein großer Zufall, dass sich das so entwickelt hat, und wir am MIT brauchten Jahre, um das richtig zu begreifen." Die Entwicklung sei auch deshalb so erfreulich, weil sie alle Weltgegenden, Sprachen, Geschlechter und Religionen umfasse.

Mehr als zwölf Jahre später ist aus der Idee ein globales Netzwerk mit 50 Hightech-Werkstätten geworden: Ob in den USA, in Indien, Südafrika, den Niederlanden oder Ghana – überall wird an Gershenfelds Vision einer Produktion von morgen gearbeitet. In Deutschland gibt es zwar erst ein Fab Lab an der RWTH Aachen, doch weitere Städte wollen schon bald folgen.

Auch in Deutschland erwartet Gershenfeld ein rasantes Fab-Lab-Wachstum, auch wenn mancher Maschinenbauer hier zu Lande über die verwendeten Geräte noch als "Kinderspielzeug" lachen würde. "Tatsächlich sind sie aber so exakt und leistungsfähig wie deren Maschinen. Die Konstruktion von maschinellen Werkzeugen ist eine Angelegenheit persönlichen Ausdrucks geworden." Diese Ingenieurskunst, auf die Deutschland so stolz sei, erweise sich mittlerweile als ein expressives Medium.

Mehr zum Thema in Technology Review 4/2011 und online:


(bsc)