SCO vs. Linux: Open Source stinkt nicht

Im Prozess um angeblich unrechtmäßig in Linux übernommenen Code aus Unix System V sind Hinweise aufgetaucht, SCO habe selbst Linux-Code eingesetzt. Derweil präsentiert sich SCO als professionelles Unix-Unternehmen mit Open-Source-Support.

vorlesen Druckansicht 346 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Im Rahmen des SCO-Forums in Las Vegas versucht die SCO Group, ihre Position gegenüber Linux zu relativieren. Hatte einstmals SCO-Chef Darl McBride in einem offenen Brief an US-Politiker erklärt, dass quelloffene Software die größte Bedrohung des kapitalistischen Systems darstellen würden, so geht der auf dem Forum veröffentlichte offene Brief von einer Koexistenz der Systeme aus. Entsprechend erklärte Darl McBride in seiner Rede auf der Hausmesse Medienberichten zufolge die Überlegenheit mit einem Feuerwehr-Vergleich: "Linux arbeitet nach dem Prinzip der Freiwilligen Feuerwehr. Freiwillige Feuerwehren sind großartig, weil sie nichts kosten, aber manchmal sind sie einfach nicht da."

Ähnlich wie McBride argumentierte Eric Hughes, bei SCO für das Produktmarketing zuständig. Er gab zu, dass SCO OpenServer "hunderte, wenn nicht gar tausende" Programme enthalte, die als Open Source-Software bekannt sind. "Der entscheidende Unterschied ist, dass wir den Support machen. Wir stehen hinter allen Programmen, nehmen die Anrufe entgegen und liefern die Fixes aus", erklärte Hughes.

Diese Sicht auf den OpenServer als integriertes Support-Programm für Open Source Software mag als Reaktion auf den Konkurrenten (und Prozessgegner) Novell gesehen werden, der auf der parallel stattfindenden Linuxworld Expo in San Francisco einen erweiterten Support für den so genannten LAMP-Stack (Linux, Apache, MySQL und PHP) angekündigt hat. In das Bild der nicht unbedingt friedlichen Koexistenz passt auch eine etwas schwammige Meldung aus Großbritannien. nach der SCO die Preise für die Antidot-Lizenz deutlich erhöhen will. Auch wenn bisher nur wenige Firmen eine solche Lizenz erworben haben, soll die Preiserhöhung gewissermaßen den Wert des geistigen Eigentums von SCO signalisieren.

Unterdessen sind in der Voruntersuchung im Prozess zwischen der SCO Group und IBM um möglicherweise unrechtmäßig kopierten oder dem Sinne nach überführten SCO-Code Details aufgetaucht, die früheren Behauptungen von SCO widersprechen, keinen Linux-Code eingesetzt zu haben. So hatte SCO-Sprecher Blake Stowell im Juni 2003 in der US-Presse erklärt, dass seine Firma bei der von SCO ausgelieferten Linux Kernel Personality (LKP) keinen Linux-Code verwendet habe. Vielmehr habe man alle Linux-Funktionen neu geschrieben. Eine nunmehr von Groklaw veröffentlichte Zeugenbefragung zeichnet ein etwas anderes Bild. In ihr erklärt der SCO- und frühere Caldera-Mitarbeiter Eric Hughes, dass LKP und die Pakete mit dem Linux-Kernel bis zum Mai 2003 Bestandteil von UnixWare 7 (Versionen 7.1.2 und 7.1.3) waren.

Mit der Befragung wurde nunmehr aktenkundig, dass SCO-Mitarbeiter in ihren E-Mails ihre Opponenten in der Open Source-Szene als "long hair smellies" (langhaarige Stinker) bezeichneten. Ob aus dieser Bezeichnung eine Verbitterung der Berufsfeuerwehr von SCO spricht, die den Support fĂĽr die Programme der Langhaarigen ĂĽbernehmen musste, ist nun Gegenstand angeregter Diskussionen.

Zu den Entwicklungen in dem Streit, den SCO mit IBM, Novell und der Open-Source-Gemeinde um SCO-Rechte an Unix und angeblich unrechtmäßig in Linux übernommenen Code angezettelt hat, siehe den Artikel auf c't aktuell (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online, aus Technology Review und der c't):

(Detlef Borchers) / (jk)