Microsoft kauft Ingame-Werber Massive

Massive, das sich als "The World's First Video Game Network" bezeichnet, ist einer der Vorreiter für ständig aktualisierte und gezielt platzierte Werbung in Computer- und Videospielen.

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Von
  • Jürgen Kuri

Vor einigen Tagen wurde bereits darüber spekuliert, nun ist es offiziell: Microsoft übernimmt Massive Inc., einen der Pioniere bei Ingame-Werbung. Über finanzielle Details des Deals gaben die beiden beteiligten Firmen keine Informationen heraus. Nach einer Studie der Yankee Group sollen die mit Werbebotschaften in Computerspielen erzielten Einnahmen von 118 Millionen US-Dollar im Jahr 2004 binnen fünf Jahren hochschnellen auf 874 Millionen Dollar.

Microsoft erhofft sich von dem Firmenkauf, dass "dynamisch generierte, relevante Werbung " in Microsofts Onlineangeboten für Spiele, angefangen vom Xbox-Onlinedienst Xbox Live bis hin zu MSN Game, ermöglicht wird. Massive bietet eine Technik an, die "Echtzeit-Werbung" ermöglicht: Die mit dem Internet verbundenen Computer oder Konsolen laden Werbung in dafür während der Entwicklung eingebaute Stellen von Ad-Servern des "Massive Network" herunter.

Werbung wurde in Videopielen bislang überwiegend durch die einmalige Platzierung eines Markennamens betrieben, der damit dauerhaft in der Spielumgebung verblieb. Durch die Verbreitung von Online-Spielen ergeben sich neue Möglichkeiten der differenzierten Reklame für eine wachsende Kundschaft: Microsoft preist die Technik von Massive als Lösung, ständig aktualisierte Markennamen und Werbeanzeigen dort innerhalb eines Spiels schalten zu können, wo ein Nutzer dies auch im wirklichen Leben erwarten würde, etwa auf Getränkedosen, auf Pizzaschachteln oder auf in Spielewelten zu sehenden Reklametafeln. Dabei ermöglicht die Online-Verbindung während des Spielens, die Werbung ständig zu aktualisieren und auf den Spielkontext oder aktuelle Bedürfnisse anzupassen.

Durch dieses Vorgehen sollen Werbetreibende auch bei Games künftig schnell eine große Zahl von Spielern ansprechen können. Bisher ließen die langen Entwicklungszeiten von Computerspielen einerseits und die kurzfristige Planung von Werbekampagnen andererseits sich schwer miteinander vereinbaren. Um den Erfolg der Werbung besser messen zu können, sammeln die modernen Ingame-AdServer zudem auch munter Nutzungsdaten des Spielers bis hin zu dessen IP-Adresse. An einen Zentralserver wird beispielsweise übermittelt, welche Werbebotschaften eingeblendet und wie lange diese betrachtet werden respektive aus welchem Winkel.

Nach der Übernahme von Massive will Microsoft die eingekaufte Technik aber nicht auf Spiele begrenzt sehen: Man prüfe, wie man die Möglichkeiten für dynamisch generierte Werbung auch für andere Online-Angebote nutzen könne, etwa für Windows Live oder für allgemeine Bereiche von MSN. Außerdem wolle man die Massive-Technik künftig auch über die gerade in den USA gestartete Werbeplattform AdCenter anbieten. Über das AdCenter soll das gesamte Werbeaufkommen auf sämtlichen Microsoft-Plattformen abgewickelt werden.

Siehe zum Thema Ingame-Ads auch:

  • Reklame-Daddeln, Werbung in Spielen: zwischen Euphorie und Skepsis, c't 9/06, S. 60

(jk)