Blogger reicht Sammelklage gegen AOL und Huffington Post ein

Ein US-Autor hat AOL und die Gründer des Online-Magazin Huffington Post auf über 100 Millionen US-Dollar Schadensersatz verklagt, weil das Unternehmen unbezahlte Blogger wirtschaftlich ausgebeutet habe.

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Der US-Autor Jonathan Tasini hat den Internetkonzern AOL, das Onlinemagazin Huffington Post sowie dessen Gründer Arianna Huffington und Kenneth Lerer im Namen tausender unbezahlter Blogger auf über 100 Millionen US-Dollar Schadensersatz verklagt. Der Kläger wirft Huffington und Lerer sowie den genannten Unternehmen vor, sich jahrelang an den Beiträgen unbezahlter Blogger bereichert zu haben und fordert eine nachträgliche Kompensation.

Die Klage folgt auf die Übernahme der Huffington Post durch AOL. Der schrumpfende Internetgigant hatte im Februar 315 Millionen US-Dollar für das einflussreiche Online-Medium hingelegt und es zum zentralen Baustein seiner neuen Content-Strategie erklärt. Für Huffington selbst bedeutet das neben dem großen Zahltag auch einen weiteren Schritt auf der Karriereleiter. Die 60-Jährige hat die redaktionelle und wirtschaftliche Leitung der AOL-Nachrichtensparte übernommen.

Der Verkauf an AOL sei ohne die wertvollen Beiträge der Blogger so nicht möglich gewesen, argumentiert Tasini. Für den Gewerkschafter und Arbeitsrechtsaktivisten ist die Klage nur eine Facette einer Kampagne gegen die Arbeitsbedingungen von freien Autoren und die Ausbeutung in der Medienbranche. "Die Blogger der Huffington Post sind im Grunde zu modernen Sklaven auf Arianna Huffingtons Plantage gemacht geworden", sagt Tasini im Gespräch mit Forbes-Blogger Jeff Bercovici. Er wolle Huffington, die in der aufgeklärt-liberalen Schicht einen guten Ruf genießt, zum Außenseiter machen. Jeder Autor, der weiter für HuffPo blogge, sei ein "Streikbrecher".

Huffington und Lerer hatten die "HuffPo" 2005 gegründet und die Plattform zu einem der einflussreichsten und reichweitenstärksten US-Medien gemacht. Neben festangestellten Journalisten und anderen Mitarbeitern gab es immer auch eine Vielzahl von Bloggern, die unbezahlte Beiträge lieferten. Huffington bot im Gegenzug Reichweite und Bekanntheitsgrad der Plattform. Tasini hat laut Klageschrift von 2005 bis 2011 selbst 216 Beiträge für die Huffington Post verfasst.

Ein Sprecher der Huffington Post bezeichnete die Klage als "unbegründet" und verwies auf das Geschäftsmodell, Bloggern für ihre Inhalte eine Plattform mit Reichweite und Sichtbarkeit zu stellen. Auch Tasini behauptet in seiner Klageschrift (PDF-Datei) nicht, dass ihm etwas anderes versprochen worden sei. In US-Medien werden die Aussichten des Klägers daher auch skeptisch gesehen – Jack Shafer von Slate hält die Klage gar für "Schwachsinn" und sieht in Tasini den dritten Winklevoss-Bruder.

Tasini war auch der Klageführer in einem Prozess, der 2001 mit einem für Autoren wichtigen Urteil des Obersten Gerichtshofes endete. In dem Verfahren gegen die New York Times urteilte der Supreme Court, dass die ausschließlich für eine Veröffentlichung in der Zeitung eingekauften Texte freier Journalisten nicht ohne Genehmigung oder die Vergütung des Copyrights der Autoren in elektronischen Datenbanken verwertet werden dürfen. (vbr)