PC-Geschäft in Europa bricht ein

Im vierten Quartal 2010 deutete es sich bereits an, in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres gaben die PC-Verkaufszahlen dann deutlich nach. Für Westeuropa meldet IDC einen Einbruch um mehr als 17 Prozent.

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Von
  • Matthias Parbel

In Europa, dem Nahen Osten und Afrika (EMEA) wurden 2010 rund 110 Millionen Rechner verkauft – und damit fast 13 Prozent mehr als im Krisenjahr 2009. Doch der vermeintliche Aufschwung ist nicht von Dauer, denn schwindende Nachfrage deutete sich schon im Schlussquartal des Vorjahres an. Nicht nur weltweit, auch in Europa zögern vor allem private Verbraucher beim Kauf neuer Computer, wie die Analysten von IDC ermittelt haben. Im ersten Quartal des laufenden Jahres führte dieser Trend zu einem drastischen Einbruch der PC-Verkaufszahlen.

Allein in den Ländern Westeuropas wurden in den ersten 3 Monaten 2011 gut 17,5 Prozent weniger Rechner verkauft als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. In der gesamten Region EMEA wurden IDC zufolge rund 24,1 Millionen Computer abgesetzt – gegenüber dem ersten Quartal 2010 entspricht dies einem Minus von 9,6 Prozent. Allein die positive Entwicklung im Nahen Osten, Afrika sowie Zentral- und Osteuropa habe Schlimmeres verhindert. Auch sei die Nachfrage seitens gewerblicher Kunden zumindest als stabil zu bezeichnen.

Nach dem schon das Jahresendgeschäft 2010 schwächer als erwartet ausgefallen war, bescherte Intels Sandy-Bridge-Desaster den PC-Herstellern einen weiteren Dämpfer. In der Folge wurden Bestellungen storniert, die Lagerbestände im Groß- und Einzelhandel schwollen an. Und während die Branche mit der überschüssigen Ware kämpft, richten Verbraucher ihr Augenmerk und Kaufinteresse immer stärker in Richtung Tablets und Smartphones. Die zögerliche "Abwarten"-Haltung auf Seiten der Kunden sei jedoch nicht von Dauer, ist Eszter Morvay, Research Managerin bei IDC, überzeugt. Denn der PC bleibe als zentrale Computing-Plattform auch im privaten Umfeld ein absolutes Muss.

Unterdessen bemühen sich die Hersteller um Schadensbegrenzung. Insbesondere Acer – die Nummer 2 in der Region EMEA – hat es hart getroffen. Die Verkaufszahlen des taiwanischen Herstellers sind gegenüber dem ersten Quartal 2010 um über 25 Prozent eingebrochen. Nach dem Rücktritt von Konzernchef Gianfranco Lanci leitet die neue Führungsspitze um CEO J.T. Wang und Corporate President Jim Wong eine Neuausrichtung von Acer ein. Das strategisch wichtige Tablet- und Smartphone-Geschäft wird in einer separaten Abteilung (Touch Business Group) unter der Leitung von Wong gebündelt.

Gegenüber Investoren hatte Konzernchef Wang bereits Anfang April außerdem betont, dass sich das Unternehmen künftig nicht mehr allein auf die Massenfertigung von Rechnern konzentrieren wolle. Acer müsse vielmehr auch in die Entwicklung neuer Produkte investieren, die dem Anwender einen Mehrwert brächten – also Produkte, die sich gezielt an den Wünschen und Bedürfnissen der Verbraucher orientierten. Beispielhaft führte Wang dazu Windows 8 an. Microsofts künftiges Betriebssystem werde ab 2012 auch für System-on-a-Chip-Plattformen auf ARM-Basis eingesetzt werden können – damit seien dann völlig neue Notebook- und Netbook-Designs möglich. Auf diese Herausforderungen werde sich Acer gezielt vorbereiten. Eher kosmetischer Natur bleiben unterdessen die Veränderungen am Außenauftritt des Konzerns. Das Logo wurde leicht überarbeitet – der Acer-Schriftzug wurde noch rundlicher und erhielt ein "frischeres" Grün.

Vom Einbruch des PC-Geschäftes nicht ganz so hart getroffen hat es andere führende Hersteller wie Hewlett-Packard, Dell und Asus. Aber diese Anbieter mussten im Durchschnitt einen Rückgang der Verkaufszahlen um die 8 Prozent hinnehmen. Unter den Top-5 in der Region EMEA konnte allein Samsung gegenüber dem Vergleichsquartal des Vorjahres zulegen – und dass gleich um 25,6 Prozent. Dabei habe der südkoreanische Hersteller IDC zufolge allerdings vor allem von seiner Expansion in die Märkte in Osteuropa und dem Nahen Osten profitiert.

PC-Verkäufe EMEA, 1. Quartal 2011
Hersteller Stückzahl Q1/10 Marktanteil Q1/10 Stückzahl Q1/11 Marktanteil Q1/11 Veränderung
HP 5,643 21,1% 5,170 21,4% -8,4%
Acer 4,999 18,7% 3,738 15,5% -25,2%
Dell 2,596 9,7% 2,405 10,0% -7,4%
Asus 2,102 7,9% 1,924 8,0% -8,4%
Samsung 1,206 4,5% 1,515 6,3% 25,6%
Andere 10,146 38,0% 9,375 38,9% -7,6%
Gesamt 26,961 100% 24,127 100% -9,6%
Quelle: IDC, Angaben in Millionen Stück

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