Sony vermutet Anonymous hinter Hacker-Angriff

Angreifer hätten auf den Sony-Servern ein Dokument mit dem Titel "Anonymous" hinterlassen, gab der japanische Konzern in einer Antwort auf eine Anfrage von US-Abgeordneten an. Konkrete Verdächtige seien aber noch nicht ausgemacht worden.

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Nach dem Diebstahl von Kundendaten lenkt Sony den Verdacht auf die Hacker-Gruppe Anonymous. Die Angreifer hätten auf den Servern ein Dokument namens "Anonymous" hinterlassen, mit dem Text "Wir sind Legion", berichtete Sony in einer Antwort (PDF-Datei) auf Fragen von US-Abgeordneten. Die Hacker-Gruppe hatte bereits vor zehn Tagen eine Beteiligung an dem Einbruch zurückgewiesen. Sie schloss dabei jedoch nicht aus, dass einzelne Mitglieder der lose aufgebauten Vereinigung auf eigene Faust agiert haben könnten.

Die Angreifer hatten sich Zugriff auf die Informationen von mehr als 100 Millionen Kunden von Sonys Online-Diensten verschafft. Möglicherweise sind auch Informationen zu mehr als 12 Millionen Kreditkarten und einigen tausend Bankkonten darunter.

Sony verwies in dem in der Nacht zum Donnerstag veröffentlichten Brief darauf, dass Anonymous schon vorher versucht habe, dem Konzern das Leben mit DDoS-Attacken (Distributed Denial of Service) schwer zu machen. Die Anonymous-Gruppe war vor einigen Monaten mit solchen Attacken gegen große Unternehmen in die Schlagzeilen gekommen. Damals griffen die Online-Aktivisten Finanzfirmen und Internetdienstleister an, die ihre Geschäftsbeziehungen zur Enthüllungsplattform Wikileaks aufgekündigt hatten.

Konkrete Verdächtige in Sachen Datendiebstahl seien bisher nicht ausgemacht worden, räumte Sony in dem Brief an die US-Abgeordneten ein. Sony veröffentlichte das Schreiben in einer Zusammenfassung in einem Firmenblog und eine Abbildung der einzelnen Seiten auf der Fotoplattform Flickr.

Sony muss sich jetzt auch Fragen des New Yorker Staatsanwalts Eric Schneiderman zum Schutz der Nutzerdaten stellen. In Hacker-Foren war laut Medienberichten behauptet worden, die Schutzmechanismen in Sonys Online-Diensten seien veraltet und schwach gewesen. Zuvor hatten bereits Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und die EU-Justizkommissarin Viviane Reding mehr Datenschutz bei Sony angemahnt.

Deutsche Online-Nutzer werden offenbar vom Datendiebstahl bei Sony kaum vom Einkauf im Internet abgehalten. In einer Umfrage im Auftrag von dpa sagten 4 Prozent, dass sie als Konsequenz aus dem Vorfall gänzlich auf Einkäufe im Netz verzichten werden. 84 Prozent antworteten mit einem klaren Nein. 23 Prozent sagten in der repräsentativen Befragung des Kölner Meinungsforschungsinstituts YouGov, dass er sich jetzt unsicherer bei der Nutzung von Online-Diensten fühle.

Gut jeder Fünfte (21 Prozent) kündigte in einer weiteren Frage allerdings auch an, nach dem Datenklau die Einkäufe im Internet einzuschränken. 61 Prozent wollen dies nicht tun. In der Pflicht, für mehr Sicherheit zu sorgen, sahen mehr 94 Prozent der Befragten die Betreiber der Online-Dienste, 73 Prozent erwarten dies auch von der Regierung. YouGov befragte für die Erhebung 1020 Personen im Alter über 16 Jahren. (mit Material von dpa) / (anw)