Ingram Micro: IT-Branche bietet wieder große Chancen

IM.top 2011: Nicht nur die enge Verknüpfung von Volumen- und Value-Distribution, auch die gezielte Ausrichtung und der Vorstoß in neue Markt- und Themenfelder sollen Ingram Micros Position als wichtiger Partner des Fachhandels weiter festigen.

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"Wir sind seit 10 Jahren Marktführer in der Distribuion hierzulande und werden das auch am Ende des 11. Jahres sein", Gerhard Schulz, SVP Central & Eastern Europe, Ingram Micro

Die mittlerweile zwölfte Ausgabe von Ingram Micros Hausmesse IM.top fiel abermals größer aus als im Vorjahr: 177 Hersteller präsentierten den weit über 4200 Besuchern – darunter mehr als 3000 Fachhändler – in Poing vor den Toren Münchens am 12. Mai 2011 ihre Produkte und Lösungen. Eine "Expedition" zu kontinuierlichem Wachstum ist denn auch das erklärte Ziel von Deutschlandchef Gerhard Schulz – seiner Einschätzung nach bietet die IT-Branche dazu derzeit die optimalen Voraussetzungen: "Die Innovationen in der Branche und das Marktpotenzial sind so groß wie seit vielen Jahren nicht mehr", erklärte Schulz anlässlich der Eröffnung der diesjährigen IM.top. Den wesentlichen Grund dafür sehen die Ingram-Verantwortlichen in der Tatsache, dass sich die Informationstechnik in immer mehr Bereiche erstrecke – ja sogar ganze Branchen erobere. Ganz offensichtlich zeige sich dieser Trend in der Telekommunikation, wo etwa reinrassige Mobiltelefone immer häufiger durch Smartphones abgelöst werden, die als mobile Computer weitaus mehr Funktionen vereinen, als nur die Telefonie. Und auch die traditionellen analogen Telefonanlagen (PBX) weichen sukzessive IP-basierten Anlagen auf Basis von Computertechnik.

Auf diese Entwicklung und die Trends in anderen Marktsegmenten stellt sich Ingram Micro mit neuen spezialisierten Business Units ein, die das angestammte Broadline- und Value-Geschäft zunehmend ergänzen. So begegnet der Distributor der erwähnten Konvergenz von IT und TK mit einer im Aufbau befindlichen Abteilung für Unified Communications (UC). In Kooperation mit Herstellern wie etwa Cisco und Microsoft will Ingram Micro Fachhandelspartner an UC-Themen heranführen und den Vertrieb entsprechender Lösungen – beispielsweise Videokonferenzsysteme oder IP-Telefonanlagen – gezielt fördern. Einen "Mega-Trend" hat Ingram-Chef Schulz zudem in Sachen Mobility ausgemacht. Schon heute sind Intel zufolge rund 3 Milliarden Geräte an das Internet angeschlossen. In weniger als 10 Jahren soll die Zahl auf über 30 Milliarden schnellen. "Alle diese Mobilgeräte wie Smartphones, Netbooks, Tablets müssen distribuiert werden", konstatiert Schulz, und auch die zugehörigen Anwendungen eröffneten dem IT-Handel signifikante Umsatzchancen.

Den Bereich "Mobility" unter der Leitung von Renke Krüger wird der Broadliner daher auch konsequent weiter ausbauen. Neben Distributionsverträgen mit Herstellern wie Apple, Acer, Hewlett-Packard, Samsung, Sony und Motorola führt Ingram seit Februar auch die BlackBerry-Palette von RIM im Angebot. Den boomenden Tablet-Markt bedient der Grossist inzwischen nicht mehr nur mit Apples iPad, auch das Playbook von RIM und Motorolas Xoom können Reseller über Ingram beziehen. "Wir sind nicht nur der größte iPad-Distributor, als einer von nur zwei Grossisten werden wir ab Anfang Juni auch das Playbook-Tablet als Ergänzung zu dem BlackBerry-Smartphones vermarkten", unterstreicht Schulz.

Ganz besonders erfreut den Ingram-Chef aber die Entwicklung des Geschäftsbereiches DC/POS, den Ernesto Schmutter seit Kurzem auf EMEA-Ebene leitet. Im ersten Quartal habe Ingram in dieser Sparte ein Umsatzplus von gut 120 Prozent erzielen können – und dieses gute Ergebnis sei schon innerhalb eines Zeitraums von nur gut einem Jahr nach der Übernahme des Auto-ID-Spezialdistributors Intertrade erreicht worden, wie Schulz unterstreicht. Während die Anwendungen zur Datenerfassung, beispielsweise via Barcode, in der Vergangenheit primär auf Lager und Logistikbereiche beschränkt waren, rücken geeignete Lösungen immer stärker auch in neue Einsatzfelder vor – sogar bis in den privaten Bereich. Etwa wenn es darum geht, über den Barcode eines Artikels mehr Informationen wie Preise und andere Details per Smartphone aus dem Internet abzurufen. Als jüngstes Beispiel für den Einsatz im öffentlichen Sektor führt Schulz die Polizei an: "Per mobilem Scanner können jetzt beispielsweise die Nummernschilder falsch geparkter Autos erfasst werden, um den Strafzettel direkt per Post an den Halter zustellen zu lassen", erläutert der Ingram-Chef.

Auf diese Weise dringt der Distributor mit dem DC/POS-Geschäft nicht nur in neue Marktsegmente (z.B. Auto-ID) vor, sondern eröffnet seinen Fachhandelspartnern auch neue Umsatzchancen. "Das sehen wir ganz deutlich daran, dass die Umsatzsteigerungen in diesem Segment zu gut 50 Prozent von unseren angestammten IT-Resellern erzielt wurden", erläutert Schulz. Während Ingram also einerseits durch den Ausbau von spezialisierten Sparten selbst in neue Handelskanäle vordringt, kommt das erweiterte Portfolio auch der Stammhändlerschaft zugute. Mit diesem Konzept will der Broadliner auch in anderen erfolgversprechenden Themengebieten fußfassen. "Digital Signage" verschaffe Ingram beispielsweise Zugang zum AV-Fachhandel, mit Produkten und Lösungen für "Physical Security" (z.B. Zugangskontrolle, Überwachungskameras, etc.) positioniert sich der IT-Distributor als Partner für den Elektrofachhandel. Darüber hinaus sieht Gerhard Schulz Wachstumsbereiche im Bildungsmarkt ("Education"), dem Gesundheitswesen ("Healthcare") und dem Energiesektor ("Energy Distribution") – und selbstverständlich auch in Sachen Cloud-Computing.

Die Strategie der engen Verknüpfung von Volumen- und Value-Distribution mit der gezielten Spezialisierung und Ausrichtung auf erfolgsversprechende Marktsegmente soll Ingram Micros führende Stellung unter den IT-Distributoren auch in Zukunft sichern. Für das am 2. April abgelaufene erste Quartal des laufenden Geschäftsjahres hatte der Konzern weltweit Rekordumsätze melden können. Um acht Prozent auf 8,72 Milliarden US-Dollar waren die Erlöse gegenüber der Vergleichsperiode 2010 gestiegen. Ein Drittel trugen dazu die Umsätze in Europa, dem Nahen Osten und Afrika (EMEA) bei. Beim Nettogewinn musste Ingram Micro hingegen einen Rückgang von 70,3 auf 56,3 Millionen US-Dollar hinnehmen. Das schlechtere Ergebnis sei nach Einschätzung von CEO Greg Spierkel allerdings primär auf die mit der Einführung eines neuen ERP-Systems in Australien verbundenen Kosten zurückzuführen. (map)