Stammzellen: Trügt die Hoffnung?

Stammzellen galten als größte medizinische Hoffnung seit der Gentherapie, aber mit zunehmendem Erkenntnisstand wächst die Skepsis, berichtet Technology Review.

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Sie gelten als größte medizinische Hoffnung seit der Gentherapie: Stammzellen können sich zu jedem beliebigen Gewebetyp entwickeln und so krankes Gewebe einfach ersetzen. Viele bislang unheilbare Leiden, von Parkinson über Diabetes bis zur Querschnittslähmung, sollen so in den Griff zu bekommen sein. Doch abgesehen von erheblichen ethischen Problemen zeigt sich immer deutlicher: Stammzellen werden diese Erwartungen nicht erfüllen können, berichtet Technology Review in der neuen Ausgabe.

Ein Teil des Problems liegt in den wundersamen Eigenschaften der Stammzellen selbst: Eben weil sie jeden Zelltyp bilden können, dürfen sie nicht in den Körper gelangen. Ansonsten entstehen "Teratome" -- Tumore, in denen sich von Haaren über Augen und Zähne alle möglichen Gewebearten finden. "Da reicht schon eine einzige pluripotente unter vielen tausend differenzierten Zellen", sagt der renommierte deutsche Stammzell-Forscher Hans Schöler. Eine Zellersatz-Therapie wäre also nur mit aus Stammzellen hervorgegangenen, aber von diesen akribisch getrennten, Zellen möglich.

Grundsätzlich würde sich Schöler mehr Diskussionsbereitschaft in Bezug auf die Risiken seines Fachgebietes wünschen. Denn ein noch größeres Krebsrisiko lauere in der DNA von Patienten, aus deren eigenen Zellen Stammzellen durch einen Klon-Vorgang gewonnen werden müssen: Je älter ein Mensch ist, desto häufiger treten Gen-Defekte auf; beim Klonen kommt obendrein der körpereigene Reparatur-Mechanismus nicht zum Tragen. Als Folge tragen auch alle aus dem Patienten gewonnenen embryonalen Stammzellen die Gendefekte. Schöler drastisch: "Man kann natürlich ausprobieren, einen 80jährigen therapeutisch zu klonen -- und dann zugucken, was das für Tumore gibt."

Die September-Nummer der deutschen Ausgabe von Technology Review mit dem Titelthema Stammzellen ist ab dem 25. August am Kiosk zu haben. (Sascha Mattke) (wst)