Jordanisches d1g.com macht Facebook Konkurrenz

In Saudi-Arabien hat das rein arabischsprachige Netzwerk fast schon den weltweiten Marktführer eingeholt.

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In der arabischen Kultur ist ein Diwan ein Rat, ein sozialer Austauschpunkt oder auch ein politischer Ort. Das soziale Netzwerk d1g.com (sprich: "diwanji") versucht, diese Institution ins Netz zu übertragen – in direkter Konkurrenz zu Facebook und anderen US-Angeboten, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe.

Mittlerweile hat die in Jordanien entwickelte Seite sich zu einer Plattform zum Austausch von Videos, Fotos und Audiodateien entwickelt, ein Forum und eine Frage-und-Antwort-Site gehören ebenfalls dazu. Zwar sind Twitter und andere US-Angebote noch größer, doch gehört d1g.com mit mehr als 13 Millionen Mitgliedern zu den am schnellsten wachsenden Diensten in der arabischen Welt. 5,6 Millionen eindeutige Besucher im Monat treffen auf 15 Millionen Videos. Das Angebot streamt mehr arabischsprachige Videos als jede andere Seite – 600 Terabyte im Monat.

Abdelmajeed Shamlawi, Leiter der jordanischen Gesellschaft für Informationstechnologie, glaubt, Menschen aus dem arabischen Raum, die kein Englisch sprechen, hätten Vorbehalte bei den großen ausländischen Angeboten. "Bei Twitter und Facebook glaube ich nicht daran, dass die Leute die arabischen Versionen aufrufen. Im saudischen Raum sind die Abrufe von d1g.com fast so groß wie die von Facebook. Es geht dabei weniger um arabische Inhalte als um die kulturellen Unterschiede. Es geht um das Nutzerverhalten."

Fast 100 Prozent der d1g.com-Inhalte sind nutzergeneriert, und die professionellen Inhalte werden im eigenen Studio auf Arabisch produziert. Anfangs beschäftigte sich der Dienst mit Hobbythemen von Filmen bis zu Motorrädern. Inzwischen wurde er zum populärsten sozialen Netzwerk im arabischen Raum hinter Facebook und Twitter. Bei der Revolution in Ägypten gründete ein Mitglied das Forum "Egyptstreet", das sich schnell als enorm populär erwies.

Allerdings schließt die Anpassung an örtliche Gegebenheiten bei d1g.com auch Zensur mit ein. Fünfzig Moderatoren prüfen jeden Upload und entfernen Material, das kulturell "anstößig" oder politisch "gefährlich" sein könnte.

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(bsc)