SCO vs. Linux: 32 mal Monterey

SCO will anhand von Dokumenten zum Projekt Monterey für ein 64-Bit-Unix auf Itanium das missbräuchliche Übernehmen von Unix-System-V-Code in AIX und Linux beweisen.

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Von
  • Detlef Borchers

Das von SCO, Intel und IBM gemeinsam gestartete Projekt Monterey, um ein 64-Bit-Unix auf dem Itanium-Prozessor auf den Markt zu bringen, war ein Fehlschlag. IBM verkaufte ganze 32 Exemplare des Unix-Systems, was SCO wiederum 256 Dollar Einnahmen bescherte. Dies geht aus internen Dokumenten hervor, die in der Voruntersuchung im Prozess zwischen der SCO Group und IBM von der Website Groklaw veröffentlicht wurden. Angesichts der wenigen Verkäufe, die vor allem in Intels Problemen mit dem ersten Itanium-Prozessor (Merced) begründet waren, brach IBM das Projekt Monterey ab.

Die SCO Group hat in ihrer Suche nach Beweismaterial für eine mögliche Übernahme ihres Source-Codes oder von Konzepten und Methoden aus diesem Source-Code durch IBM eine Reihe von Dokumenten ausgegraben, die einen faszinierenden Einblick in das Scheitern des ambitionierten Projekts geben, ein Unix für Intels 64-Bit-Prozessor Itanium zu entwickeln. Direkte Beweise für eine Übernahme von Source-Code oder von Programmierkonzepten sind anscheinend aber nicht dabei. Die zentrale Aussage der IBM-internen Mail spricht von einem Lizenztausch, von dem einzig das Projekt Monterey ausgenommen ist:

"The deal was to do joint development and then establish licensing back and forth between the two companies. The license would be royalty-free everywhere else except in Monterey. Even though SCO code is now embedded within AIX, we would only have to pay royalties to SCO when we distributed Monterey. Likewise, SCO owes IBM royalties when it distributes the product."

Mit dem angelaufenen Versuch, Monterey an interessierte Kunden zu verkaufen, erlitt IBM dann Schiffbruch. Nur 32 Exemplare für ein derart aufwendiges Projekt der Entwicklung eines 64-Bit-Unix-Systems verkaufen zu können, kommt auf Seiten von IBM dem Eingeständnis einer völligen Niederlage gleich. Diese wurde von den Beteiligten jedoch nur intern diskutiert, in der Außendarstellung betonte man andere Aspekte wie die Tatsache, dass AIX nicht auf die Itanium-Plattform portiert werde und dass sich Linux besser für den Itanium eignen würde. Der aus der Sicht von SCO entscheidende Satz lautet:

"Many of the qualities of service that customers have come to expect from AIX will be made available on Linux."

Ob dies ausreicht, den Vertragsbruch durch IBM zu beweisen, müssen nun die Richter entscheiden.

Zu den Entwicklungen in dem Streit, den SCO mit IBM, Novell und der Open-Source-Gemeinde um SCO-Rechte an Unix und angeblich unrechtmäßig in Linux übernommenen Code angezettelt hat, siehe den Artikel auf c't aktuell (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online, aus Technology Review und der c't):

(Detlef Borchers) / (jk)