Simyo-Chef rechnet mit weiterem Zulauf für Mobilfunk-Discounter

Bis zum Jahresende rechnet Rolf Hansen aufgrund einer hohen Wechselbereitschaft der Kunden mit bis zu fünf Millionen Kunden bei den Discountern. Auch könnten neue Anbieter wie Tankstellenketten oder Möbelhäuser auf den Plan treten.

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Von
  • Sven-Olaf Suhl

Der Chef des Mobilfunk-Discounters Simyo, Rolf Hansen, rechnet mit weiterem Kundenzuspruch für die Billiganbieter im Mobilfunk. "Ich erwarte einen Erdrutsch in den kommenden 12 bis 24 Monaten", sagte Hansen in einem Bericht des Berliner Tagesspiegel. Umfragen hätten gezeigt, dass 38 Prozent aller Deutschen sich grundsätzlich vorstellen könnten, zu einem Discounter zu wechseln. Hansen erwartet, dass die Mobilfunk-Discounter bis zum Jahresende zusammengenommen 3,5 bis fünf Millionen Kunden haben werden.

Seit dem Start der E-Plus-Tochtergesellschaft Simyo vor einem Jahr ist das Preisniveau für Handy-Gespräche deutlich gesunken – zumindest solange es sich um innerdeutsche Mobilfunktelefonate beziehungsweise um Anrufe vom Handy zum deutschen Festnetz handelt. Bei Tarifen ohne Grundgebühr oder Mindestabsatz liegen die günstigsten Minutenpreise derzeit bei 14 Cent. Manche Anbieter bieten zudem vergünstigte Minutenpreise für Gespräche innerhalb ihrer eigenen Kundengemeinde an. Um neue Kunden zu gewinnen, hatten Anbieter wie Easymobile und Klarmobil zwischenzeitlich gar mit Gratistelefonaten gelockt, diese Option aber nach wenigen Monaten wieder eingestellt.

Inzwischen sind für alle deutsche Mobilfunknetze Billigangebote verfügbar. Zuletzt beugte sich Vodafone D2 dem Wettbewerbsdruck und ließ ein von der Discount-Kette Schlecker vermarktetes Angebot auf sein Netz. Zuvor hatte der Düsseldorfer Netzbetreiber an der Parole festgehalten, dass es sich bei den Handy-Billigangeboten um ein Nischengeschäft handele.

Dies sieht Simyo-Chef Hansen anders: Es könnten noch einige Unternehmen, die etablierte Vertriebsorganisationen hätten, in den Markt einsteigen, erklärte Hansen dem Tagesspiegel. Er denke dabei zum Beispiel an Mineralölgesellschaften oder Möbelhausketten. Das Marktpotenzial für Discounter sieht er auf längere Sicht bei zehn bis 15 Millionen Teilnehmern. Für weitere Anbieter, die wie Simyo auf das Internet als alleinigen Vertriebsweg setzen, sieht er hingegen kaum noch Chancen. Aktuelle Zahlen zu den eigenen Kunden nennt Hansen nicht. E-Plus hatte dem Bericht zufolge zuletzt von insgesamt mehr als zwei Millionen Kunden der eigenen Untermarken Simyo, Base, Ay Yildiz sowie in den Kooperationen mit Aldi und Viva berichtet. "Wir liegen über Plan", erklärte Hansen lediglich.

Ohne eine deutliche Senkung der Einkaufskonditionen bei den Netzbetreibern sieht der Simyo-Chef indes keinen Spielraum für Preissenkungen. Derzeit muss sich die Mobilfunkbranche auf insgesamt sinkende Einnahmen einstellen. Die von den Marktführern T-Mobile und Vodafone D2 eingeräumte Wachstumsdelle könnte sich noch vergrößern: Die EU-Wettbewerbskommission macht Druck auf die Mobilfunker, die Roaming-Entgelte für Gespräche im Ausland spürbar zu senken. Und auch die so genannten Terminierungsentgelte, mit denen Festnetzkunden die Mobilfunkanbieter mitfinanzieren, sollen nach dem Willen der Bundesnetzagentur deutlich sinken. Während der Verhandlungen mit den übrigen Telecom-Anbietern hatte die Simyo-Mutter E-Plus sich den Zorn der Wettbewerber zugezogen, weil sie nach Ansicht der anderen Mobilfunker eine freiwillige Einigung torpediert habe. (ssu)