Kritik an Final Cut Pro X

Die Reaktionen auf Apples neueste Version seines Videoschnittprogramms könnten unterschiedlicher kaum sein: Von Lob für den neuen Ansatz bis hin zu "Ich kann damit nicht arbeiten" reicht die Palette. Besonders Profis sind sauer.

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Apples neue Version von Final Cut Pro nutzt einen radikal überarbeiteten Ansatz: Die Oberfläche wurde ebenso deutlich verändert wie das Innenleben des Schnittprogramms. Mittlerweile liegen erste Reaktionen von Amateuren wie Videoprofis zu der Software vor – und sie sind äußerst kontrovers. Ein deutscher Hochschullehrer, der in einem medienwissenschaftlichen Studiengang viel mit einer großen Final-Cut-Pro-Installation zu tun hat, sagte gegenüber Mac & i, was viele Intensivnutzer zu denken scheinen: Was sich Apple hier geleistet habe, sei "völlig unverständlich". Die fehlende Unterstützung für mehrere Monitore und Kameras, die weggefallenen Schnittlisten (EDLs) und vor allem der fehlende Import von Projekten aus älteren Versionen verstöre. "Wir können an unserer Hochschule mit so einem Amateurprogramm nicht arbeiten."

Der viel gelesene Blogger John Gruber trug bei Daring Fireball Stimmen zum "Backlash" gegen Final Cut Pro X zusammen. Ihn erinnere die Einführung an den Start von Mac OS X, wobei hier Apple über Jahre noch ein Mac OS 9 parallel angeboten habe. Selbst beim Wechsel auf iMovie '08 habe Apple die Vorversion lange weiter zum Download angeboten. Final Cut Pro X belässt eine Final-Cut-Pro-7-Installation zwar normalerweise auf der Platte, Apple selbst empfiehlt allerdings erstaunlicherweise eine Trennung der Mac-OS-X-Installationen, um mögliche Probleme zu vermeiden. In den Bewertungen im Mac App Store ist dementsprechend teils deutliche Kritik zu lesen, die zwischenzeitlich – Verschwörungstheoretiker aufgepasst – nicht mehr aufrufbar gewesen sein soll.

Andere Videoschnittexperten sehen Apples Radikalumbau in Final Cut Pro X weniger problematisch. In einer ausführlichen FAQ schreibt etwa der Produktionsspezialist Philip Hodgetts, er rechne damit, dass Apple in den nächsten Monaten unter anderem eine Importfunktion für ältere Projekte nachreiche. Zudem sei es möglich, mit dem neuen Workflow deutlich schneller zum Ziel zu kommen als mit dem alten. Das Problem dabei: Als Profi im Film- und Videobereich wird man kaum Zeit haben, sich daran zu gewöhnen – insbesondere, wenn wichtige Funktionen fehlen, die man täglich bei der Arbeit benötigt. Entsprechend scheint es sinnvoll, Final Cut Pro X zunächst auf einer Zweitmaschine auszuprobieren, bevor man komplett umsteigt. Immerhin ist der Preis mit 240 Euro keine ganz so große Hürde mehr – Apple verbilligte hier deutlich. (bsc)