Verbraucherschützer starten Lebensmittelportal

Die Verbraucherschützer wollen Verpackungen von Lebensmitteln auf ihren Wahrheitsgehalt prüfen. Verbraucher können verdächtige Produkte auf dem Portal melden.

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Von
  • Jürgen Kuri

Die Verbraucherzentrale Hessen und der Bundesverband der Verbraucherzentralen haben heute ein Portal gestartet, auf dem die Verpackungen von Lebensmitteln auf ihren Wahrheitsgehalt geprüft werden sollen. Unter lebensmittelklarheit.de (derzeit völlig überlastet) sollen verdächtige Produkte angegeben werden, eine Redaktion aus Fachleuten der Verbraucherzentralen soll den Hinweisen nachgehen. Dazu sollen Verbraucher Hinweise mit Angaben zum Produkt, Hersteller und gegebenenfalls einem Foto oder Video hochladen können. "Wir hoffen auf einen regen Austausch und konkrete Hinweise zur Optimierung bestehender Kennzeichnungsregeln", so Gerd Billen, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverband in Berlin.

Auf Kritik stößt der Start des Portals vor allem beim Spitzenverband der deutschen Lebensmittelwirtschaft (BLL): Auf seiner Website hat er eine Vielzahl an Artikeln veröffentlicht, die dem neuen Portal den Wind aus den Segeln nehmen sollen. So seien Füllmengen klar geregelt, Hefeextrakt sei kein Geschmacksverstärker im Sinne der entsprechenden EU-Richtlinien und überhaupt: In Lebensmittelverpackungen sei drin, was darauf stehe. "Das Portal muss das geltende Lebensmittelrecht als Maßstab akzeptieren und darf Lebensmittel nicht an einen Pranger stellen", fordert BLL-Hauptgeschäftsführer Matthias Horst.

Für Verbraucherschützer ist dies kein Argument: Auch "legale Täuschung" sei für Verbraucher kaum nachzuvollziehen. Sie erhoffen sich von den Einreichungen auf dem Portal auch Hinweise auf Defizite im derzeitigen Lebensmittelkennzeichnungsrecht.

Zum Start des Portals hatten Diskussionen der vergangenen Jahre geführt: sogenannter Formschinken, der aus zusammengeklebten Schinkenstücken besteht, eine Fettmasse, die als Analogkäse berühmt wurde und angeblich mit Kohlensäure versetzter Sekt waren in den vergangenen Jahren Aufregerthemen von der Fleischtheke bis zum EU-Ministerrat. Verbraucher, die nun gerne nachschauen oder Produkte vorschlagen möchten, müssen sich jedoch erst einmal gedulden: Zum Start erlebte die Seite offenbar zu viel Interesse und ist seit einigen Stunden nicht mehr erreichbar. Für den Aufbau des Portals erhielten die Verbraucherzentralen Gelder vom Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz. (jk)