Dow Chemical will nachhaltiges Polyethylen herstellen.

Der meistverwendete Kunststoff der Welt soll im nächsten Jahr in einer Großanlage in Brasilien hergestellt werden – aus Zuckerrohr.

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Die Herstellung von Kunststoff aus Zuckerrohr kann genauso günstig wie traditionelle Produktionsverfahren aus der Petrochemie sein – zumindest, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Zu diesem Schluss kommen Forscher und Manager des US-Chemieriesen Dow Chemical, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe. Die Firma plant deshalb nun den Bau einer umfangreichen Pilotanlage in Brasilien. Es soll das bisher größte Werk weltweit sein, in dem Polymere aus rein pflanzlichen Rohstoffen hergestellt werden.

Das Projekt startet mit der Konstruktion einer eigenen Ethanol-Produktion, die auf 240 Millionen Liter pro Jahr ausgelegt ist. Ab Anfang nächsten Jahres sollen dann die Ingenieurspläne für eine Kunststoffproduktionsanlage fertig sein, mit der aus Ethanol Hunderttausende Tonnen Polyethylen hergestellt werden können, dem weltweit am häufigsten verwendete Kunststoff.

Die Produktion solcher "Biochemikalien" nimmt in den letzten Jahren rasant zu, entspricht aber bislang nur knapp acht Prozent des Gesamtmarktes für Chemieprodukte. Vor allem Nischenstoffe und Spezialchemie werden so bislang hergestellt. Dow glaubt aber, dass Kunststoff aus Rohstoffen "vom Feld" auch in großen Mengen wettbewerbsfähig sein kann.

Derzeit setzt die Polyethylen-Massenproduktion noch fast vollständig auf Erdöl als Rohstoff, rund 80 Millionen Tonnen werden so weltweit im Jahr hergestellt. Doch steigende Ölpreise haben die Kosten der notwendigen Rohstoffe erhöht. Dass die brasilianische Regierung die Produktion von Ethanol aus Zuckerrohr traditionell fördert, ist ein weiterer Wettbewerbsvorteil: In dem Land kann Ethanol mittlerweile sogar mit Benzin konkurrieren. Dow-Geschäftsentwicklungsdirektor Luis Cirihal, der gleichzeitig für Produkte aus erneuerbaren Rohstoffen zuständig ist, räumt allerdings ein, dass diese Marktbesonderheiten nicht in jedem Land der Welt vorzufinden sind.

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(bsc)