Jugendschutz-Offensive von Klicksafe und AOL: "Informieren statt zensurieren" [Update]

Das Medienkompetenz-Portal und der Provider, der jüngst mit der Einberufung eines "Sicherheitsrates" für Aufmerksamkeit sorgte, wollen den Schutz der Nutzer vor Schmutz im Netz verbessern.

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AOL Deutschland hat am heutigen Mittwoch in Berlin eine Kooperation mit dem seit dem Frühjahr öffentlich aktiven Medienkompetenz-Portal klicksafe.de bekannt gegeben. Ziel soll die bessere Information und Sensibilisierung von Internet-Nutzern im Hinblick auf den Umgang mit illegalen und jugendgefährdenden Inhalten im Netz sein. Vor allem bereits vorhandene Schutzmöglichkeiten sollen mit dem "pädagogischen Know-how" von Klicksafe und den "Möglichkeiten zur breitenwirksamen Kommunikation" von AOL bekannter gemacht werden, heißt es in einer Erklärung des Providers. Die Idee zu dem gemeinsamen Vorgehen sei geboren worden aus einer AOL-Sicherheitsstudie vom Mai, der zufolge "eine große Kluft zwischen dem Sicherheitsbewusstsein der Nutzer auf der einen und dem tatsächlichen Schutzverhalten auf der anderen Seite" bestehe, betonte Gunnar Bender, Leiter Unternehmenskommunikation bei AOL, bei der Vorstellung der Zusammenarbeit. Man wolle diese Lücke schließen.

Die Kooperation steht auch in engem Zusammenhang mit der Strategie des Providers, sich mit Hilfe eines prominent besetzten "Sicherheitsrates" zum Primus etwa bei der Kindersicherheit zu entwickeln. Nach der Kritik von Branchenvereinigungen, zu wenig mit anderen Initiativen zusammenzuarbeiten, wolle man belegen, "dass es sich nicht um einen Alleingang handelt", erläuterte Bender. "Informieren statt zensurieren", laute dabei der Anspruch. Man wolle die Nutzer besser aufklären, wie sie selbst etwa mit der wenig in Anspruch genommenen AOL-"Kindersicherung" verhindern könnten, dass sie auf rechtradikale Inhalte kommen. Insgesamt hat sich AOL hierzulande vorgenommen, proaktiv gemäß dem Leitbild der "regulierten Selbstregulierung" tätig zu werden.

Klicksafe fungiert als nationaler Knotenpunkt im Rahmen des "EU Safer Internet Action Plan" und wird aus Brüssel noch bis November 2006 gefördert und hat sich laut Norbert Schneider, dem Direktor der Landesanstalt für Medien NRW, dem "Kompetenzaufbau" verschrieben. Es gebe bereits Kooperationen mit einer Reihe gesellschaftlicher Gruppen, Ministerien und Medien von der Evangelischen Kirche bis zum Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), nun wolle man die Initiative zu den Anbietern hin verlängern. "Mit MSN laufen ähnliche Verhandlungen", erklärte Manfred Helmes, Direktor der Landeszentrale für Medien und Kommunikation Rheinland-Pfalz, welche die Klicksafe-Koordination übernommen hat. Im Vordergrund der weiteren Arbeit der Kampagne stünde die Vorbereitung von TV- und Radiospots. Bei technischen Maßnahmen ist Klicksafe noch nicht weit gekommen: "Wir sind im Modellversuch zur Verbesserung eines Jugendschutzprogramms", sagte Helmes, wobei man eng mit der Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) kooperiere. Diese hat bislang mit ICRA erst ein Pilotprojekt zur Zertifizierung gestartet. AOL will sich aber für seine Filterlösung laut Bender auch "ein Gütesiegel" der KJM abholen.

Die Vertreter der Landesmedienanstalten verwahrten sich gegen den Vorwurf, mit Klicksafe eine Art "Geschmackszensur" für Online-Inhalte einzurichten. [Update] Bei der inzwischen mit zum gesetzlichen Auftrag gehörenden Internet-Aufsicht sei in der ersten Phase zwar einiges "ulkig" verlaufen, befand Schneider und verwies auf die "merkwürdig konstruierte" Aufsicht, die einerseits die Internet-Aufsicht bei der KJM, andererseits beim Düsseldorfer Regierungspräsidenten Jürgen Büssow platziert. Er begrüßte, dass dieser inzwischen als Mitglied des AOL-Sicherheitsrates eingebunden worden sei [/Update]. Für den noch jungen Beirat des Providers kündigte dessen Vorsitzender, Wolfgang Schulz vom Hamburger Hans-Bredow-Institut, an, bis voraussichtlich Ende November "Zielvereinbarungen" in Bereichen wie Jugendschutz, Daten- und Persönlichkeitsschutz, Sicherheit im E-Commerce oder auch Möglichkeiten zur Verhinderung einer Verbreitung strafbarer Inhalte mit der Unternehmensführung abschließen zu wollen. (Stefan Krempl) / (pmz)