Wau-Holland-Stiftung und CCC planen "Archiv der Hackerbewegung"

In der Dokumentation sollen alle verfügbaren Materialien über die 25-jährige Geschichte der Datenreisenden und die Hackerethik gesammelt, aufbereitet und öffentlich zugänglich gemacht werden.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 95 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

Die Wau-Holland-Stiftung und der Chaos Computer Club (CCC) wollen in einem gemeinsamen Projekt ein "Archiv der Hackerbewegung" ins Leben rufen. In der Dokumentation sollen alle verfügbaren Materialien über die 25-jährige Geschichte der Datenreisenden hierzulande gesammelt, aufbereitet und öffentlich zugänglich gemacht werden. Geplant ist, neben elektronischen Dokumenten im Internet auch Artikel aus Zeitschriften oder Büchern sowie Hardware langzeitfähig in geeigneten Räumen aufzubewahren.

Die Stiftung selbst hat Wau Hollands Vater Günter Holland-Moritz gegründet. Sie will das Lebenswerk des 2001 verstorbenen Mitbegründers des CCC durch archivarische Aufbereitung der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen und Möglichkeiten schaffen. Darüber hinaus setzt sie sich für weltweite Informationsfreiheit, Recht auf Bildung, Förderung von Zivilcourage mit elektronischen Mitteln ein. Die von Wau Holland maßgeblich mit ins Leben gerufene deutsche Hackerbewegung formierte sich anfangs der 1980er mit spektakulären Aktionen wie den "BTX-Hack" bei der Hamburger Sparkasse im Jahr 1984. Eines ihrer großen Ziele war es von Anfang an, die Entwicklung zur Informationsgesellschaft zu fördern und dafür ein "neues Menschenrecht auf weltweite, ungehinderte Kommunikation" zu begründen.

Was heute im Internetzeitalter wie eine Selbstverständlichkeit klingt, war damals eine "subversive" Forderung: Fünf Jahre Gefängnis drohte Neugierigen, die ein nicht behördlich genehmigtes Modem an das Telefonnetz der Deutschen Bundespost anschlossen, um damit auf "Datenreisen" im Datex-P-Netz zu gehen. Auch der Empfang von Radio- und Fernseh-Programmen über eine "falsch" ausgerichtete Sat-Schüssel konnte juristische Probleme nach sich ziehen. Zu den seit damals einsetzenden Veränderungen haben die "Hacker" mit ihren Bemühungen, die Computerkultur aktiv mitzuprägen, ihren Teil beigetragen. Dass heute Zensur, Datenschutz oder Verschlüsselung für viele Nutzer keine Fremdworte sind, können sich die von Wau Holland immer wieder zum Querdenken aufgeforderten Hacker mit auf die Fahnen schreiben.

Damit die Ideen der frühen Hackerbewegung und der von ihr begründeten Ethik nicht untergehen, soll das Archiv Interessierten Zugang zu den historischen Dokumenten geben und einen ersten Baustein für eine größere Sammlung für "Neue Technikgeschichte" bilden. Gleichzeitig soll deutlich werden, was die Leute damals bewogen hat, sich aktiv für eine "Vernetzung" einzusetzen und die "Informationsgesellschaft" auch als Chance für eine "informierte Gesellschaft" zu begreifen. Da die vorhandenen Bestände sortiert, digitalisiert, geordnet und um weitere Dokumente ergänzt werden müssen, bittet die Stiftung noch um Spenden und Mithilfe. (Stefan Krempl) / (jk)