T-Mobile Austria erweitert Netz um Hunderte tele.ring-Stationen

Für T-Mobile ist es eine Zusammenlegung, für Nostalgiker eine Filetierung -- aus technischer Sicht ist die Verwertung des Mobilfunknetzes von tele.ring jedenfalls einzigartig.

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Für die T-Mobile-Presseabteilung ist es eine Zusammenlegung, für Nostalgiker eine Filetierung - aus technischer Sicht ist die Verwertung des Mobilfunknetzes von tele.ring jedenfalls ein einzigartiges Projekt. Die rund 3.700 Sendestationen werden in den kommenden Monaten ihrer Alcatel-Transceiver entledigt. Zirka 800 erhalten stattdessen Siemens-Equipment und werden in das GSM-Netz von T-Mobile integriert. Etwas mehr als doppelt so viele Standorte übernimmt der Mitbewerber 3 ohne Technik (Hutchison 3G Austria). Eine bloß zweistellige Zahl wird dem One-Netz zugeeignet, der Rest wird abgebaut.

Ende April hatte T-Mobile den Konkurrenten tele.ring übernommen. Vier Monate später wurde das tele.ring-UMTS-Netz abgeschaltet. Das GSM-Netz ist noch in Betrieb, seit Mitte Dezember können tele.ring-Kunden zusätzlich die GSM- und UMTS/HSDPA-Infrastruktur von T-Mobile Austria nutzen. "In den sechs Wochen davor haben wir über 1.000 Manntage investiert", berichtete CTO Günter Ottendorfer heise online. Ottendorfer ist seit 1995 beim Unternehmen tätig und wird anscheinend Technikchef bei T-Mobile Deutschland. "Zum Beispiel haben wir 20.000 Handover-Beziehungen eingetragen, um nahtlosen Zellenwechsel zwischen tele.ring und T-Mobile zu ermöglichen. Pro Tag verzeichnet T-Mobile 200.000 Gesprächsübergaben zwischen den Netzen und ohne das eingerichtete nationale Roaming wären diese Telefonate wahrscheinlich abgerissen."

Switches wurden umgerüstet, Leitungskapazitäten erhöht und über 2.000 diverse Baumaßnahmen ausgeführt, darunter Arbeiten an Leitungen und Richtfunkstrecken und auch Austausch oder Erweiterung von Transceivern. "Parallel haben wir das T-Mobile-Netz modernisiert. Wir haben jetzt das modernste GSM-Netz Österreichs", meint Ottendorfer. Beispielsweise sind bundesweit die GPRS-Coding-Schemes 3 und 4 verfügbar, was höhere Bandbreiten mit sich bringt. Aufgrund solcher zusätzlicher Maßnahmen seien auch die Kosten für die reine Netzfusion "schwer zu berechnen". Insgesamt investierte T-Mobile 2006 rund 200 Millionen Euro in das neue Netz; kommendes Jahr soll es nur noch halb so viel sein.

"Wir werden die tele.ring-Kunden in den nächsten Monaten nach und nach in das T-Mobile-Netz überführen", erklärte Ottendorfer. Die Übergabe der Sendestationen, die der Netzbetreiber 3 gekauft hat, ist für Februar bis April geplant. Die demontierte Technik wird am Gebrauchtmarkt feilgeboten. In kleinerem Umfang werden auch T-Mobile-Standorte abgeschaltet.

Im dritten Quartal 2007 soll der Umbau abgeschlossen sein. T-Mobile-Kunden werden dann über 16 Prozent mehr Standorte telefonieren können, die tele.ring-User sogar über 40 Prozent mehr als bisher. Tele.ring-Nutzer sollen im T-Netz dieselbe Priorität genießen, wie ursprüngliche T-Mobile-Kunden.

Offen ist das Schicksal das tele.ring-Glasfasernetzes. "Wir werden die Glasfasern von tele.ring bestmöglich nutzen, aber auch verkaufen, wenn jemand einen guten Preis bietet", hält sich der nach Bonn wechselnde CTO bedeckt, "Dieser Preis muss aber höher sein, als der Nutzen, den wir haben. Das Glasfasernetz der tele.ring ist ein Baustein für die Mobilfunkzukunft mit hohen Datenraten." (Daniel AJ Sokolov) (dz)