Computex

Spekulationen über eine ATI-AMD-Fusion

Wo immer auch die IT-Branche zusammenkommt, schießen die Gerüchte ins Kraut: Auf der Computex geht es um eine Fusion zwischen AMD und ATI.

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Seit einigen Tagen kursieren Gerüchte, wonach der Prozessorhersteller Advanced Micro Devices (AMD) an einer Übernahme oder einer Fusion mit dem kanadischen Grafikchip- und Chipsatzhersteller ATI Technologies interessiert sei. AMD ist der wichtigste Intel-Konkurrent im x86-Prozessorenmarkt und erzielte 2005 mit knapp 10.000 Mitarbeitern rund 5,85 Milliarden US-Dollar Umsatz. Die 1985 gegründete Firma ATI hat ungefähr ein Drittel der Mitarbeiter (2005: 3300) und erzielte 2005 einen Umsatz von 2,22 Milliarden US-Dollar.

Für AMD wären wahrscheinlich vor allem die ATI-Chipsätze für Notebooks und PC-Mainboards attraktiv. AMD selbst hat zuletzt 2003 einen Chipsatz auf den Markt gebracht und auf diesem Gebiet den Anschluss an die aktuelle Technik verloren. AMD fertigt die Chipsätze nicht selbst, sondern vergibt Aufträge an Chipauftragsfertiger; ATI hat ebenfalls keine eigene Halbleiter-Fab.

ATI ist – nach Intel und VIA Technologies – zurzeit der weltweit drittgrößte PC-Chipsatz-Hersteller; bei Chipsätzen für AMD-Prozessoren dominiert allerdings der auch bei Grafikchips wichtigste ATI-Konkurrent Nvidia, AMD64-Notebooks sind indes häufiger mit den ATI-Mobilchipsätzen bestückt. Nvidia hat mittlerweile den kleinen taiwanischen Chipsatzhersteller ULi gekauft. Dieser war wiederum ein wichtiger Kooperationspartner von ATI auf dem Gebiet der Chipsatz-Southbridges.

Mit einer Übernahme von ATI bekäme AMD Chipsatz-Know-how in die Hand und könnte die vor allem im Notebook-Bereich erfolgreiche (Centrino), aber auch bei den Servern und demnächst bei Desktop-Systemen (vPro/Viiv) bedeutsame Plattformstrategie von Intel besser kontern. Vor allem bei Rechnern für Geschäftskunden (Server, Workstations, Notebooks, Office-PCs) verfängt das Intel-Angebot, quasi "alles aus einer Hand" zu liefern. AMD versucht das mit dem Corporate Stable Image Program (CSIP) und dem Validated Server Program (VSP) zu kompensieren, bleibt aber auf seine Kooperationspartner und damit deren Ziele und Kompetenzen angewiesen.

Im Falle einer Kooperation mit ATI würde AMD allerdings Nvidia verprellen; Nvidia ist zurzeit auch ein wichtiger Lieferant von Server-Chipsätzen für Opteron-Systeme, also ein strategisch besonders bedeutender Partner. Ein kombiniertes Unternehmen aus AMD und ATI würde andererseits die Wertschöpfung pro System steigern, wenn Prozessor, Chipsatz und möglicherweise Grafikchip aus gleichem Hause kämen; immerhin erzielte Intel 2005 alleine mit Chipsätzen rund 8,15 Milliarden US-Dollar Umsatz, also mehr als AMD und ATI insgesamt gemeinsam einnahmen.

Bisher ist die Fusion zwischen AMD und ATI aber eine reine Spekulation, deren steigende Verbreitung möglicherweise nur auf die zahlreichen Messepartys während der Computex zurückzuführen ist ... (ciw)