Eigene Linux-Distributionen mit Fedora 7 erstellen

Das Fedora-Projekt will die Paket-Depots Core sowie Extras zusammenlegen und aus dem Mix zukĂĽnftig verschiedene Distributionen erstellen. Zudem stehen Verbesserungen am Kernel, den Live-CDs sowie Tools zum Erstellen eigener Distributionen auf der Roadmap.

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Von
  • Thorsten Leemhuis

Das Fedora-Projekt diskutiert auf seiner öffentlichen Entwickler-Mailingliste die bisher nur grob umrissene Planung für die nächste Version der Linux-Distribution. Wie schon vor einigen Wochen grob auf einem Treffen wichtiger Entwickler angedacht wurde, sollen die bisher ausschließlich von Red-Hat-Mitarbeitern im Rahmen von Fedora Core verwalteten Pakete in das bisher maßgeblich von der unabhängigen Fedora-Community verwaltete Fedora Extras überführt werden. Diesen Paket-Mix wollen die Fedora-Mitstreiter zukünftig gemeinsam pflegen und demnächst zur Linux-Distribution Fedora 7 fortentwickeln – das Core entfällt aus dem Namen.

Anders als die Vorversionen soll Fedora 7 nicht als eine Distribution mit allen verfügbaren Paketen erscheinen – vielmehr die Basis für verschiedene, Spins genannte Distributionen bilden. Die bisherigen Fedora-Core-Entwickler planen konkret einen "Fedora Desktop Spin" mit GNOME-Benutzeroberfläche sowie einen "Fedora Server Spin" mit Paketen für Server. Ein "Fedora KDE Spin" ist ebenfalls in Planung, soll jedoch wohl verstärkt von der Fedora-Community betreut werden. Mit dem Tool pungi sollen Anwender zudem einfach eigenen Distributionen mit den Fedora-7-Paketen zusammenstellen können; Pilgrim hingegen erzeugt aus dem Paket-Mix verschiedenste Live-CDs.

Die erste Beta-Version von Fedora 7 will das Projekt Ende Januar veröffentlichen, bevor Ende Februar und März zwei weitere folgen; danach sollen die Entwickler bis zur Ende April geplanten Freigabe von Fedora 7 nur noch kritische Fehler korrigieren und keine neuen Features aufnehmen. Konkret benennt die Mail und die Planung im Wiki derzeit 28 größere Projekte für Fedora 7.

Dazu zählen neben den Anpassungen am Build-System für den Mix aus Core und Extras unter anderem ein verstärkter Einsatz von Live-CDs. Kurz vor Weihnachten hatte das Projekt erstmals eine Live-CD veröffentlicht; zukünftige sollen verschiedene Live-Varianten erscheinen, die sich dann auch auf die Festplatte installieren lassen. Ferner wollen die Entwickler bei Fedora 7 das Starten und Herunterfahren beschleunigen, den Einsatz von WLAN-Hardware vereinfachen sowie verschlüsselte Dateisystem und den schnellen Benutzerwechsel besser unterstützen.

Fedora soll weiterhin ausschließlich aus Open-Source-Software bestehen, die keine lizenzpflichtigen Patente verletzt – Fedora 7 wird daher im Auslieferungszustand etwa keine MP3s abspielen können. Der "CodecBuddy" soll den Anwender über diesen Umstand informieren und ihm beim Lösen von solchen Problemen zur Seite stehen.

Beim Kernel wollen die Entwickler den FireWire-Stack verbessern – ein Red-Hat-Entwickler arbeitet bereits mit den Linux-Entwicklern an einem Rewrite. Linux soll nach Möglichkeit zudem Tickless arbeiten – damit sind die High Resolution Timer mit dem dynticks-Erweiterung gemeint. Sie soll das Auftreten des Timer-Interrupt reduzieren, was auf einem unbelasteten System Strom sparen soll – sofern die Anwendungen nicht stetig aufwachen, um nach Änderungen zu sehen, was die Entwickler ebenfalls beheben wollen. Zudem soll die Virtualisierungslösung KVM (Kernel-based Virtual Machine for Linux) sowohl im Kernel als auch im Benutzer-Interface Virtual Machine Manager (virt manager) unterstützt werden.

Das Fedora-Projekt öffnet sich mit der öffentlichen Diskussion über die Features von Fedora 7 und dem Zusammenlegen von Core und Extras weiter der Community – bisher stand das Projekt stark unter der Fuchtel von Red Hat. Der Distributor stellt Entwickler und Finanzmittel für die Distribution bereit, die als die Basis für das eigene Red Hat Enterprise Linux dient. Im Rahmen der Diskussion fordern die von Red Hat gestützten Fedora-Entwickler nun aber auch Diskussionsteilnehmer, die sich spezielle Features wünschen, verstärkt zur Mitarbeit an deren Implementierung auf. (thl)