Arbeitnehmer immer unzufriedener

Ob Akademiker oder einfacher Arbeiter: Deutschlands Arbeitnehmer sind mit ihren Jobs nicht zufrieden. Auch wenn es zwischendurch kurze Lichtblicke gibt, insgesamt geht es weiter abwärts.

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Von
  • Marzena Sicking

Zwar gibt es immer wieder Umfragen, die besagen, dass Deutschlands Arbeitnehmer mit ihrem Job gerade sehr zufrieden sind, doch das scheint immer nur ein kurzes Aufbäumen zu sein. Denn die Untersuchungen des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE) zeigen: Die Arbeitszufriedenheit in Deutschland hat in den letzten Jahrzehnten insgesamt deutlich abgenommen.

Seit Mitte der 80er Jahre werden für den IAQ-Report Arbeitnehmer befragt. Auf die Frage "Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer Arbeit?" können die Befragten im Alter zwischen 20 und 64 Jahren auf der 11er Skala von „ganz und gar unzufrieden“ bis "ganz und gar zufrieden“ antworten. Eine Gesamtauswertung der Ergebnisse von 1984 bis 2009 offenbarte jetzt den kontinuierlichen Abwärtstrend. So wurden im Jahr 1984 noch Durchschnittswerte von 7,6 Punkten erreicht. Bis 2009 ist der Wert auf 6,8 Punkte gefallen. Und obwohl es der deutschen Wirtschaft im Vergleich mit anderen Ländern eigentlich noch gut geht, bewerten die hiesigen Arbeitnehmer ihre Situation im europäischen Vergleich besonders schlecht.

Besonders groß ist der Frust bei den Beschäftigten über 50, hier gab es bei der Beurteilung die stärksten Einbrüche. Tatsächlich hat sich ihre Einschätzung komplett geändert. Mitte der 1980er Jahre verzeichneten sie mit 7,9 die höchsten Zufriedenheitswerte aller Altersgruppen, 2009 gaben sie im Durchschnitt noch 6,6 Punkte. Ein anderes Ergebnis bestätigt, was auch schon andere Umfragen offenbart haben: Personen mit höherer Bildung sind mit ihrer Arbeitssituation meist glücklicher als Erwerbstätige mit niedrigen Bildungsabschlüssen. Aber wirklich glücklich ist niemand: Die Zufriedenheit sinkt nämlich in allen Qualifikationsbereichen, das Ergebnis der Akademiker ist nur etwas besser als das der einfachen Arbeiter.

Die Analysten finden das Ergebnis der Gesamtauswertung besorgniserregend. So habe Deutschland beispielsweise 2006 auf dem 18. Platz gelegen, lediglich die Arbeitnehmer in den ehemaligen Ostblockstaaten Slowakei, Ukraine, Bulgarien und Russland hätten noch niedrigere Werte erzielt. Jammern auf hohem Niveau?

Vielleicht. Auf die leichte Schulter dürfe man das Ergebnis trotzdem nicht nehmen, so die Analysten. Denn Arbeitszufriedenheit und Leistungsbereitschaft würden eng zusammenhängen und langfristig könnte der negative Trend fatal für die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands sein. Arbeitgeber müssten endlich gegensteuern. Und zwar nicht nur durch nur eine entsprechende Lohnentwicklung, sondern auch mit Maßnahmen, die dem Stressabbau und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf dienen.

Am glücklichsten sind die Arbeitnehmer übrigens in Dänemark, der Schweiz und in Finnland. (gs)