Der deutsche Breitbandmarkt boomt

Nach dem Boomjahr 2006 rechnen die Anbieter von DSL-Anschlüssen hierzulande durch die Bank auch mit einem kräftigen Nachfrageschub im laufenden Jahr.

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Von
  • Martin Murphy
  • dpa

Der Boom des deutschen Breitbandmarkts reißt nicht ab: Die Anbieter hierzulande rechnen durch die Bank mit einem kräftigen Nachfrageschub im laufenden Jahr. "Das Wachstum bleibt ungebrochen", sagt Peer Knauer, Präsident des Branchenverbands Breko und Chef des Festnetzanbieters Versatel. Er erwartet wie die Vorstände von freenet.de und Arcor für das laufende Jahr bis zu vier Millionen neue DSL-Kunden. "Ich denke, dass wir zum Jahresende auf 17,5 Millionen Kunden kommen werden", sagt Arcor-Chef Harald Stöber. Zweifel haben die Manager indes am schnellen Erfolg so genannter Triple-Play-Angebote – also Bündelpaketen von Telefonie, Internet und Medieninhalten.

Die DSL-Anbieter verzeichneten bereits im vergangenen Jahr einen Nachfrageschub bei Breitbandanschlüssen. So wuchs die Kundenbasis nach Angaben der Bundesnetzagentur in den ersten neun Monaten um 2,5 Millionen auf 13 Millionen. Unangefochtener Marktführer bleibt die Telekom, die mit dem Ausbau des DSL-Bereichs den Rückgang im traditionellen Telefongeschäft ausgleichen will. Spekulationen über ein Ende des Breitbandbooms weisen die Unternehmen zurück. "Ich sehe kein Abflauen der Nachfrage. Immerhin stehen knapp 40 Millionen Telefonanschlüsse zur Verteilung an", sagt freenet.de-Chef Eckhard Spoerr. Er zielt damit auf die Schmalbandanschlüsse der Telekom.

Telekom-Chef René Obermann ist sich der Konkurrenz bewusst. "Es ist nicht realistisch anzunehmen, dass die Anschlussverluste im Festnetz kurzfristig zu stoppen sind", räumt er ein. Mit einer Serviceoffensive und dem neuen schnellen VDSL-Netz will Obermann den Druck auf die Konkurrenz erhöhen. Künftig will der Branchenprimus wieder mehr Kunden direkt unter Vertrag nehmen – und nicht mehr über Zwischenhändler wie United Internet.

Eine Grund für den Boom sind die drastisch gefallenen Tarife für Breitbandanschlüsse. Alleine im vergangenen Jahr sanken die Preise nach Angaben des Statistischen Bundesamts um 5,1 Prozent. Doch damit soll nun Schluss sein: "Die Preise haben ihren Boden gefunden", sagt Spoerr. Im Vordergrund stünden nun neue Dienste wie Fernsehen über das Internet. Bis zum Jahresende will die Telekom über eine Million Kunden für ihr so genanntes "T-Home"-Angebot, das vor allem über die neuen VDSL-Anschlüsse der Telekom ausgeliefert werden soll, unter Vertrag nehmen. Die Wettbewerber haben Zweifel am Erfolg: "VDSL wird eher 2008 als 2007 größeren Wettbewerbsdruck entwickeln", sagt Arcor-Chef Stöber.

Einher mit dem schnellen Wachstum der DSL-Anbieter geht eine Konsolidierung der Branche. "Die Spreu trennt sich vom Weizen", sagt ein Manager. Nach der Übernahme des Anschlussgeschäfts von AOL Deutschland durch HanseNet stünden nun weitere Zukäufe an. Zum Verkauf stehen Branchenkreisen zufolge unter anderem der Regionalanbieter NetCologne (Köln) und die Münchner M-net. (Martin Murphy, dpa-AFX) / (jk)