BetOnSports bekennt sich schuldig

Als Gegenleistung für ein umfassendes Geständnis der Betreiber des einstigen Sportwettenanbieters und die zugesagte Kooperation mit den Behörden will die US-Staatsanwaltschaft von der Verfolgung weiterer Straftatbestände absehen.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Die Betreiber des einstigen Sportwettenanbieters BetOnSports haben sich mit der Staatsanwaltschaft des US-Bundesstaates Missouri auf einen Deal verständigt. Als Gegenleistung für ein umfassendes Geständnis und die zugesagte Kooperation mit den Behörden werde man von der Verfolgung weiterer Straftatbestände absehen, teilte die zuständige Staatsanwältin Catherine Hanaway mit. In ihrem Geständnis räumen die Angeklagten – darunter Gary Stephen Kaplan, Neil Scott Kaplan, Lori Beth Kaplan Multz und David Carruthers – ein, seit 1992 Mitglieder einer kriminellen Vereinigung gewesen zu sein, die zunächst unter dem Namen "Kaplan Gambling Enterprise", später dann als BetOnSports PLC auftrat. Zu den eingeräumten Straftatbeständen (PDF-Datei) gehören unter anderem der Betrieb illegaler Glücksspielgeschäfte über Staatsgrenzen hinweg, E-Mail- und Überweisungsbetrug sowie Geldwäsche. Vorrangiges Ziel der Organisation sei es gewesen, eine möglichst große Zahl von US-Bürgern zur Teilnahme an illegalen Sportwetten zu bewegen.

Im Sommer vergangenen Jahres hatten Strafverfolger des Justizministeriums den damaligen Chef von BetOnSports, David Carruthers, sowie weitere vier Personen aus dem Umfeld des Unternehmens auf US-amerikanischem Boden festgenommen. Die Bundesermittler warfen ihnen insgesamt 22 Vergehen gegen US-Gesetze im Zusammenhang mit der Veranstaltung von illegalen Glücksspielen vor. Rund 98 Prozent der 1,25 Milliarden US-Dollar, die das zwischenzeitlich auch an der Londoner Börse gelistete Unternehmen laut Staatsanwaltschaft allein im Jahr 2004 eingenommen hatte, sollen von Wettern aus den Vereinigten Staaten überwiesen worden sein. Juristische Grundlage der Ermittlungen gegen BetOnSports war der so genannte Wire Act von 1961, der über Telefonleitungen vermittelte Glücksspielaktivitäten in den USA unter Strafe stellt. Im Oktober 2006 unterzeichnete Präsident George W. Bush dann den Unlawful Internet Gambling Enforcement Act, der hohe Geldbußen für Banken, Kreditkarten-Unternehmen und Online-Bezahldienste vorsieht, die finanzielle Transaktionen mit Internet-Casinos abwickeln.

Im November hatte Staatsanwältin Hanaway mit BetOnSports bereits eine außergerichtliche Einigung im Zivilverfahren ausgehandelt. Das Unternehmen willigte ein, künftig keine Wetten aus den USA mehr anzunehmen und die bereits verbuchten Wetteinsätze zurückzuzahlen. Inzwischen ist BetOnSports ganz von der Internet-Bildfläche verschwunden und die meisten anderen Online-Glücksspielanbieter haben als Reaktion auf die verschärfte Gesetzeslage in den Vereinigten Staaten ihr US-Geschäft eingestellt. Der Termin zur Verkündigung der Strafen im Fall BetOnSports wurde auf den 19. Oktober festgesetzt. Das Justizministerium ermittelte zuletzt auch gegen zahlreiche Finanzinstitute, die beim Börsengang von Glücksspiel- und Wettanbietern in London beteiligt waren – darunter auch nicht-amerikanische Unternehmen wie HSBC, Dresdner Kleinwort, Credit Suisse oder die Deutsche Bank. Online-Glücksspiel zählt schon seit geraumer Zeit zu den Branchen mit den stärksten Wachstumsraten. Nach Zahlen von Gamingpublic.com steigt der Umsatz mit Internet-Zockerei jährlich um 22 Prozent. Im vergangenen Jahr sollen rund 15 Milliarden US-Dollar in die Kassen von Online-Glücksspielanbietern geflossen sein. (pmz)