Depressionen und Angstattacken: Unternehmer besonders gefährdet

Wer leistungsfähig und gesund bleiben will, der sollte nicht mehr als 48 Stunden pro Woche arbeiten. Das zumindest deuten die Ergebnisse einer aktuellen Studie an.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Unternehmer stehen häufig nicht nur unter großem Leistungsdruck, sondern sind auch besonderen gesundheitlichen Gefahren ausgesetzt. Wie eine aktuelle Studie der Universität Marburg zeigt, nehmen diese Gefährdungen zu je länger die individuelle Arbeitszeit des Unternehmens ausfällt. So ist besonders gefährdet, wer dauerhaft viel arbeitet. Und das trifft auf Selbständige und Unternehmer deutlich öfter zu, als auf den fest angestellten Mitarbeiter.

Wie das Wirtschaftsmagazin impulse berichtet, empfiehlt Prof Dr. Renate Rau von der Philipps Universität in Marburg deshalb, dass sich auch Unternehmer an der europäischen Arbeitszeitrichtlinie orientieren sollten. Danach sollte die maximale Wochenarbeitszeit 48 Stunden nicht überschreiten. Andernfalls drohen Schäden der psychischen wie auch der physischen Gesundheit.

Nach Erkenntnissen von Rau und ihrer Arbeitsgruppe für Sozial-, Arbeits- und Organisationspsychologie kann es bei einer dauerhaften Arbeitszeit von über 50 Stunden pro Woche zu massiven Schlafstörungen, Depressionen und Angstzuständen kommen. Und sie bestätigt: Im Vergleich mit der Gesamtbevölkerung leiden Unternehmer häufiger unter solchen psychischen Beeinträchtigungen. So zeigten 34 Prozent der untersuchten Inhaber kleiner und mittelständischer Unternehmen Angst-Symptome. In der Gesamtbevölkerung liegt der entsprechende Durchschnitt bei lediglich knapp sechs Prozent.

Wirklich neu ist die Erkenntnis allerdings nicht, denn in den letzten Jahren haben bereits mehrere Studien gezeigt, dass es einen Zusammenhang zwischen negativen Arbeitsmerkmalen und Depression gibt. Auch Prof Dr. Renate Rau hat sich bereits 2010 dieser Thematik gewidmet und in einer Studie nachgewiesen, dass die Arbeitsintensität viel stärker belastet, als ein angeblich kaum vorhandener Tätigkeitsspielraum im Job. Ihr Fazit: je höher die objektiv bewertete Arbeitsintensität, desto größer die Gefahr einer Depression.

Die meisten Neuerkrankungen treten dabei nach dem 25sten Lebensjahr auf, also zu einer Zeit, in der sich die Menschen in der Regel voll im Berufsleben befinden. Hintergrund der häufigen Erkrankungen seien vermutlich die psychologischen und biochemischen Veränderungen, die bei Stress entstehen. So werde in diesen Situationen der gesamte Organismus aktiviert, alle Reserven zur Bewältigung der Anforderungen mobilisiert. Vereinfacht ausgedrückt ist dieser Dauer-Alarm verantwortlich für Depressionen und die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Und die Geschichte vom "positiven Stress" damit offensichtlich ein Märchen. (Marzena Sicking) / (map)
(masi)