Cisco verklagt Apple wegen iPhone-Namensrechten [Update]

"Das heutige iPhone ist nicht das iPhone von morgen", meinte Cisco zu den Produkten der Tochter Linksys. Das Potenzial für das Zusammenwachsen von Festnetz, Mobilfunk und PC sei grenzenlos; es sei für Cisco wichtig, den Markennamen zu verteidigen.

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Von
  • Jürgen Kuri

Das auf der MacWorld Expo in San Francisco angekündigte erste Apple-Handy iPhone hat dem Computerkonzern sofort eine Klage wegen des Namens eingetragen. Der Netzwerk-Spezialist Cisco verklagte Apple am Mittwoch, weil er die Markenrechte an dem Namen iPhone bei sich sieht. Apple hatte sein innovatives Multimedia-Handy, das im Juni auf den Markt kommen soll, erst am Dienstag vorgestellt. Cisco gibt an, mit der Klage eine Nutzung des Namens verhindern zu wollen. Zugleich sagte ein Sprecher dem Wall Street Journal, es gebe auch Möglichkeiten für eine Einigung.

Apple habe mehrfach um Erlaubnis gebeten, den Namen iPhone zu verwenden, teilte Cisco mit. Verhandlungen darüber seien jedoch bisher ohne Ergebnis geblieben. "Es gibt keinen Zweifel, dass das neue Telefon von Apple sehr aufregend ist, aber sie sollten unseren Markennamen nicht ohne unsere Erlaubnis nutzen", sagte Cisco-Manager Mark Chandler laut dpa.

Das erste Apple-Handy ist ein Multimedia-Gerät, das einen berührungsempfindlichen Bildschirm statt einer Tastatur hat, mit Gesten auf dem Bildschirm bedient wird, als Video-iPod dient und zum Surfen im Internet und für E-Mail verwendet werden kann. Cisco hatte allerdings den Markennamen iPhone bereits im Jahr 2003 mit dem Kauf der Firma Linksys bekommen; Linksys wiederum ist seit dem Jahr 2000 durch Übernahme von Infogear Technology im Besitz der Marke "iPhone" für "Computer-Hardware und -Software für integrierte Telefon-Kommunikation in computergestützten, weltweiten Informationsnetzen". Infogear hatte die Marke Anfang 1996 beantragt und Ende 1999 zugeteilt bekommen. Derzeit stellt die Cisco-Sparte Linksys unter dieser Bezeichnung eher simple schnurlose Gerät für die Internet-Telefonie her. Allerdings verweist das Unternehmen auf die Zukunftsaussichten: "Das heutige iPhone ist nicht das iPhone von morgen." Das Potenzial für das Zusammenwachsen von Festnetz, Mobilfunk und PC sei grenzenlos, und deshalb sei es für Cisco wichtig, den Markennamen zu verteidigen.

Der Name iPhone bot sich für das erste Apple-Handy an, schließlich heißen die populären Musikplayer iPod, gibt es den Computer iMac von Apple, und Apple bot lange Zeit das Notebook iBook an. Da die Markenrechte bei Cisco liegen, war man in Fachkreisen dennoch überrascht, als Apple-Chef Steve Jobs bei der Vorstellung des Geräts tatsächlich sagte: "Wir nennen es iPhone." Ein ebenfalls am Dienstag präsentiertes Gerät, das Musik und Video vom PC drahtlos ins Wohnzimmer bringen soll, wurde ursprünglich nach gleichem Muster unter dem Namen iTV angekündigt, heißt jedoch am Ende Apple TV.

In einer ersten Reaktion noch während Jobs' Rede bemerkte Cisco, man gehe nun davon aus, dass Apple die Konditionen von Cisco zur Nutzung des Namens iPhone annehme. Dem war jedoch offenbar nicht so. Apple war laut US-Medienberichten nach der Klage nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Nach der Vorstellung von Apples iPhone schoss die Apple-Aktie am Dienstag um mehr als acht Prozent hoch und legte am Mittwoch nochmal knapp fünf Prozent auf den Rekordstand von 97,00 Dollar nach. Cisco gab die Klage erst nach US-Börsenschluss bekannt.

[Update]:
Ein Apple-Sprecher tat die Klage als "lächerlich" ab. Es gebe mehrere Unternehmen, die die Bezeichnung iPhone nutzten und Ciscos Markenrechte seien angreifbar, sagte er dem Wall Street Journal. Apple sei zudem die erste Firma, die den Namen iPhone für ein Handy verwenden wolle. "Sollte Cisco uns dabei angreifen wollen, sind wir sehr sicher, dass wir uns durchsetzen werden."

Cisco wiederum behauptet Apple habe im vergangenen Jahr einen "betrügerischen Versuch" unternommen, um die Rechte an der Nutzung der iPhone-Marke zu bekommen, nachdem Cisco dies abgelehnt habe. Eine Ocean Telecom Services LLC habe am 26. September einen Antrag gestellt, den Namen iPhone einzutragen und führte dabei einen Antrag bei offiziellen Stellen in Trinidad und Tobago an. Eine Woche zuvor habe Apple die Eintragung der iPhone-Marke in Australien beantragt. Cisco meint in der Klage gegen Apple nun, die Formulierungen in beiden Anträgen sei praktisch identisch, Ocean Telecom Services sei nur ein "Alter Ego" von Apple.

Ein Streit vor Gericht um Markenrechte ist für Apple beileibe nichts Neues. Schließlich musste sich der Computerkonzern bereits mit der Beatles-Plattenfirma Apple Corps auseinandersetzen. Apple Corps verklagte Apple Computer das erste Mal 1989, als Macintosh-Computer zum Einsatz in der Musikproduktion kamen. Ein lange geheim gehaltenes Abkommen zwischen den beiden Unternehmen sicherte der Beatles-Firma die Nuztung des Apfel-Logos im Musikbereich zu. 2003 klagte Apple Corps wieder, diesmal im Zusammenhang mit Apples Online-Musikshop iTunes. Diese Klage wurde in London im Mai vergangenen Jahres abgewiesen. Zur Vorstellung der Musikplayer-Funktionen des iPhone suchte sich Apple-Chef Jobs am Dienstag dann auch ausgerechnet den Beatles-Song "Lovely Rita" aus.

Zur MacWorld siehe auch:

(jk)