Freiheitsredner machen Mut zu Diskussionen

Drei Wochen nach dem Debut des Freiheitsredner-Vermittlungsdienstes wurde an der Universität Paderborn vor wenig Publikum die erste Rede gehalten.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 122 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Drei Wochen nach dem Start des Dienstes, der bundesweit Freiheitsredner vermittelt, stehen 65 Freiwillige bereit, in Schulen und Universitäten über Datenschutz und Privatsphäre zu sprechen. Bislang wurden 15 Rednerauftritte gebucht. Die erste Freiheitsrede dieser Art fand gestern Abend an der Universität Paderborn statt. Ein Dutzend Unentwegte kamen und hörten sich den Vortrag des beim FoeBuD angestellten Politikwissenschaftlers Florian Glatzner an.

In seinem akademisch gehaltenen Vortrag informierte Glatzner ausführlich über die Vorratsdatenspeicherung und die neuesten Überwachungstrends. Dabei setzte er sich mit zwei Grundhaltungen auseinander, die in der Debatte um die Privatsphäre gerne angeführt werden. Das "ich habe nichts zu verbergen" des ehrlichen Bürgers ist Glatzner zufolge eine trügerische Einstellung. Sie gehe davon aus, dass persönliche Daten belanglos seien, was im Zeitalter des Data Mining und der Rasterfahnung nicht mehr stimme. Auch die zweite Haltung, das "wir werden doch schon jetzt überall erfasst", wie sie etwa die Generalbundesanwältin Monika Harms in einem Spiegel-Gespräch vertritt, ist nach Glatzner kontraproduktiv. Schließlich könnten sich die "Kontexte ändern" und Regierungen Gesetze beschließen, nach denen die scheinbar disparaten Datensätzen zusammengefügt werden.

Abschließend erklärte der Freiheitsredner, was jeder Einzelne gegen den Angriff auf die Privatsphäre unternehmen kann – von der Mobilisierung der politischen Mandatsträger bis zur Diskussion im Freundeskreis. Schon ein schlichtes "Ich möchte mich nicht überwachen lassen" auf die Kassiererinnenfrage nach der Payback-Karte könne ein Denkanstoß sein.

In universitärer Umgebung in einem schlichten Hörsaal vorgetragen, kam die mit ein paar Folien unterstützte Freiheitsrede bei den wenigen Zuhörern an. Das zeigte die rege Diskussion nach dem Vortrag. Wenn die Freiheitsredner an Schulen und Volkshochschulen Wissen vermitteln wollen, wie dies etwa die Musikindustrie mit ihren von der Internet-Piraterie finanzierten Vorträgen versucht, so sollte der Vortrag anschaulicher ausfallen und mindestens bebildert werden. (Detlef Borchers) / (vbr)