Future Security: Walk-Through-Szenarien für den Körperscanner

Nach dem vorläufigen Aus für Körperscanner an deutschen Flughäfen und der Entscheidung der EU, dass Nacktscanner-Abbildungen nicht gegen die Menschenwürde verstoßen, wird der Einsatz von Terahertz-Technologie heftig diskutiert.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 172 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Detlef Borchers

So stellt sich die IATA den "Checkpoint of the Future" vor.

(Bild: IATA)

Nach dem vorläufigen Aus für Körperscanner an deutschen Flughäfen und der Entscheidung der EU, dass Nacktscanner-Abbildungen nicht gegen die Menschenwürde verstoßen, wurde der Einsatz von Terahertz-Technologie (THz) auf der Future Security in Berlin heftig diskutiert. Das deutsche Familienunternehmen Rohde & Schwarz will es dabei mit L-3 Communications aufnehmen, dem neuntgrößten Rüstungskonzern der Welt. Ziel ist es, eine Lösung zu finden, die möglichst nahe an dem von der IATA propagierten "Checkpoint of the Future" liegt. Dabei durchschreitet der Passagier mitsamt Handgepäck einen Gang, in dem alle möglichen Sensoren testen, ob er eine ehrliche Haut ist.

Inmitten der vielen wissenschaftlichen Vorträge der Future Security sind echte Verkaufspräsentationen von Firmen eine Seltenheit. Selbst Martin Borrett von IBM hielt sich bei seiner mit Buzzwords gespickten Keynote zur Cyber Security zurück und lobte nur kurz die Arbeit von 18 Sicherheitszentralen bei IBM, die Cyber-Vorfälle in 133 Ländern beobachten und analysieren. Eine richtige Verkaufsveranstaltung lieferte Andreas Strecker von Cassidian ab, der das Sicherheitsradarsystem Spexer vorstellte, das vor allem die auf die Ortung und Identifizierung von kleinen Flugdrohnen (UAVs) hin optimiert ist.

Eine kuriose Mischung aus Verkaufspitch und Vortrag zum Thema Flughafensicherheit präsentierte Christian Evers von der Firma Rohde & Schwarz. Denn das Produkt, ein Walk-Through-System für Bordgepäck und Flugpassagiere gleichermaßen, dürfte nach Einschätzung von Evers erst in 8 bis 10 Jahren serienreif sein. Bis die PAXe zwanglos schlendernd eine Passage durchwanderen, in der sie von einer Vielzahl von Sensoren auf Sprengstoffe, Waffen und gefährliche Flüssigkeiten hin untersucht werden, greift man bei Rohde & Schwarz auf zwei Entwicklungen zurück, die später im Walk-Through zum Einsatz kommen sollen. Zum einen will man ein passives Detektorsystem (PDF-Datei) einsetzen, das vom IPHT Jena entwickelt wird, zum anderen den QPass-Scanner vom LHFT Erlangen, der im Rahmen des TeraTom-Projektes (PDF-Datei) entwickelt wird.

QPass ist ein 2 Meter hohes Gatter von 3000 THz-Sendern und 3000 Empfängern, die in 32 Clustern angeordnet sind, um einen Körper abzutasten. Rohde & Schwarz will gleich zwei QPass-Scanner als Double Panel einsetzen, die den Passagier jeweils von vorne und hinten beziehungsweise in der Seitenansicht abtasten. Auf diese Weise soll die Untersuchung in 9 Sekunden abgeschlossen sein, was an die 5 Sekunden herankommt, die für das Durchschreiten herkömmlicher Metall-Detektoren benötigt werden.

Ob all die Annahmen und Vergleichstabellen mit der Konkurrenz bei Rohde & Schwarz mehr sind als ein "Concept of Operations", muss die Zukunft zeigen. Klar wurde jedoch, dass mit dem Stopp des Körperscanner-Feldtests in Hamburg die Diskussion über den Einsatz der THz-Technologie gerade erst begonnen hat. Weitere Vorträge auf der Sicherheitsforscher zeigten, dass die Möglichkeiten im THz-Wellenbereich noch nicht ausgereizt sind. So kann die THz-Spektroskopie bei der Erkennung gefährlicher Flüssigkeiten weiterhelfen, auch gibt es Ansätze, analog zu den Sensoren in CCD-Kameras THz Sensoren in Arrays zu produzieren, was wiederum zu handlichen THz-Scannern für die Mobile Sicherheitskontrolle führen kann. (jk)